Stadt Anina will den Bahnhof selbst verwalten

Auch Orawitza hat Interesse an einer Bahnhofsübernahme, was Verkehrsminister Grindeanu sowieso öffentlich angeboten hatte

Anina – Es sei für jeden offensichtlich, dass die staatlichen Eisenbahnen nicht im Stande sind, wenig benutzte Bahnhöfe instandzuhalten. Das zeige sich nicht nur an Bauruinen von Gemeindebahnhöfen oder sonstigen Zughaltestellen im gesamten Banat, wo erst alles nicht Niet- und Nagelfeste „verschwindet“, einschließlich Dachziegeln und zuletzt auch die Brennziegel, aus denen – manche – vor mehr als einem Jahrhundert gemauert wurde. Das zeigt sich auch an Bahnhöfen, die in aller Regel im Denkmalregister Rumäniens stehen. Und wo die gesetzlich festgeschriebene Pflicht der Instandhaltung wirken müsste.

Nicht so die beiden Bahnhöfe der malerischsten Bergbahn Rumäniens, der Mitte des 19. Jahrhunderts gebauten „Banater Semmeringbahn“, Orawitza und Anina. Die zudem noch ältesten Bahnhöfe auf dem Gebiet des nach 1918 entstandenen Rumänien stehen zwar unter Denkmalschutz, werden aber von ihren Besitzern, der CFR SA, den staatlichen Eisenbahnen Rumäniens, wie alle anderen „nutzlosen“ Bahnhöfe behandelt: mit Ignoranz.

So sind potenzielle Schmuckstücke der beiden Kleinstädte des Banater Berglands, der Backsteinbau des (heute wie überdimensioniert anmutenden) Bahnhofs von Anina und der zentral, an der Kreuzung wichtiger Landstraßen (nach Temeswar und Reschitza und nach Neumoldowa, an der Donau) gelegene Bahnhof von Orawitza (der einst per Paternoster-Aufzug zugänglich war) praktisch dem Verfall preisgegeben.

Die beiden Bürgermeister, Ion Românu (PNL) von Anina und Costel Dumitru Ursu (PSD) von Orawitza, haben sich wiederholt an den Verkehrsminister Sorin Mihai Grindeanu gewandt mit der Bitte, eine Besitzabtretung der beiden Bahnhöfe – von der CFR SA an die beiden interessierten Städte – zu genehmigen/zu initiieren. Ion Românu aus Anina behauptet, er habe einen diesbezüglichen Brief „bereits drei- oder viermal“ nach Bukarest geschickt – ohne eine Antwort zu bekommen. Doch seien beide Bürgermeister jederzeit „bereit“, den Vorgang zu wiederholen, wenn Aussicht auf Erfolg bestehe.

Românu: „Ich habe, gemeinsam mit Bürgermeister Ursu aus Orawitza, an den Minister geschrieben, die Bahnhöfe an unsere Städte abzutreten. Wir tun es nochmal, damit der Minister nicht sagen kann, zu ihm sei keine solche Bitte gelangt. Wenn die Bahnhöfe im Stadtbesitz sind, können wir Finanzierungsprojekte schreiben und das nötige Geld bekommen, um sie in Schuss zu bringen. Dann bringen sie auch einen Nutzen für die Stadt. Zumindest touristisch. Anina hat durch die Schließung der Kohlengruben 300-400 Arbeitsplätze verloren – direkt in den Gruben oder auf der Horizontalen. Die Semmeringbahn ist gegenwärtig zur Hauptattraktion der Stadt geworden. Und in den rund zwei Stunden zwischen Zug-Ankunft und -Abfahrt/Rückfahrt nach Orawitza könnte man im Bahnhof etwas den Eisenbahnliebhabern bieten. Nicht nur kulinarisch. Sicher auch kulturell.“

Die beiden Bürgermeister wurden nicht auf eigene Faust initiativ, mit ihrer Übernahmeforderung der Bahnhöfe. Minister Grindeanu selbst hatte vor den Medien die Bemerkung fallenlassen, dass er bereit sei, „problematische Bahnhöfe“ an Rathäuser oder Kreisräte abzugeben, die etwas damit anzufangen wissen/wollen. Anscheinend hapert´s aber mit dem Worthalten...

Nochmal Bürgermeister Ion Românu aus Anina: „Seit wir uns um die Übernahme der Bahnhöfe bemühen, waren Gelder verfügbar gewesen für die Sanierung von Denkmälern – wir haben sie verpasst! Mit dem Geld hätten wir zumindest die Toiletten und Nasszellen sanieren können. Mit Stadtgeld hätten wir in der Nähe Parkplätze angelegt – viele der Eisenbahnfans lassen sich mit Bussen an einen der Bahnhöfe fahren und befahren die Strecke nicht in beiden Richtungen, also braucht man da auch Parkplätze. Aber anscheinend interessiert das alles niemanden. Die von CFR kommen zur Arbeit, damit sie einen Ausgangspunkt zum Nachhausegehen haben. Und einen Anlass haben, Löhne einzustreichen...“ 

Jetzt wollen sich die beiden Bürgermeister in einem neuen Anlauf an Verkehrsminister Grindeanu, an Kulturministerin Natalia Intotero und an die verantwortlichen Direktoren von CFR SA wenden.