Kronstadt - Die jüngste Sitzung des Kronstädter Stadtrates wurde genau an dem Tag festgelegt, an dem 31 Jahre seit der Kronstädter Arbeiterrevolte vom 15. November 1987 verstrichen sind. Der festliche Charakter der Sitzung wurde allerdings beeinträchtigt, als man von der Leitung der „Asocia]ia 15 Noiembrie 1987“ über deren Probleme erfuhr. Der Verein hat nämlich Schwierigkeiten, die monatliche Miete von 500 Lei für ihren Sitz in der Klostergasse/str. Mureşenilor aufzubringen. Weil dieser Verein nicht als gemeinnütziger Verein gilt, muss er diese vom Bürgermeisteramt festgesetzte Miete begleichen, obwohl ihm dasselbe Bürgermeisteramt diesen zentralen Sitz zur Verfügung gestellt hatte. Christian Macedonschi, Stadtrat seitens des Kronstädter Deutschen Forums, erklärte sich bereit, diese Miete aus seinem Sitzungs-Tagesgeld in den nächsten sechs Monaten zu begleichen. „Ich hoffe, dass der Stadtrat in dieser Zeitspanne es schafft, einen Beschluss zu fassen, der dem Verein die kostenlose Nutzung seines Sitzes zuspricht“, sagte Macedonschi.
Die Vereinsmitglieder wünschen sich nach wie vor auch ein Denkmal, das in Kronstadt/Braşov an die Arbeiterrevolte erinnern soll. Zurzeit gibt es nur ein Gedenkkreuz für den 15. November 1987 in der Kreisverkehrsinsel vor dem Kreiskrankenhaus. Stadtratsmitglied Arnold Ungar (Deutsches Forum) stellte den öffentlichen Antrag, die als geheim eingestuften Unterlagen freizugeben, um zu erfahren, wer und in welchem Ausmaß an der Unterdrückung der Revolte und den anschließenden Strafmaßnahmen beteiligt war. Es handelt sich um Dokumente aus den Archiven der damaligen Miliz, der Securitate sowie des Nachrichtendienstes der Armee. Obwohl SRI-Chef Eduard Hellvig sich im Vorjahr auch dafür ausgesprochen hätte, sei man in dieser Hinsicht keinen Schritt weitergekommen, so Ungar.
Im Verlauf der Sitzung stellte Christian Macedonschi eine Anfrage bezüglich des Vorschlags von Bürgermeister Scripcaru, hinter der Graft die Voraussetzungen für den Verkehr zu schaffen. Es sei notwendig, darüber eine öffentliche Debatte zu starten, an der sich außer den Kronstädter Bürgern auch Experten aus verschiedenen Bereichen (Städtebau, Architektur, Geschichte, Geologie, Stadtmobilität) zu Wort melden. „Ich glaube, dass wir dieses Stadtgebiet schützen und ihren touristischen und landschaftlichen Wert besser hervorheben sollten“, argumentierte Macedonschi sein Nein in Bezug zu den Plänen des Bürgermeisters.
Der Stadtrat erklärte sich in einem Beschluss mit der Übertragung der Festung am Schlossberg in den Besitz der Stadt einverstanden. Dieser Schritt war notwendig, damit auf Regierungsebene entsprechende Maßnahmen gestartet werden können. Die Burg soll saniert und touristisch genutzt werden, um wieder als eines der Kronstädter Wahrzeichen zu gelten, sagte Scripcaru.
An der Stadtratssitzung beteiligten sich auch mehrere Honterusschüler auf Einladung von Christian Macedonschi sowie der Friedrich Ebert Stiftung (FES). Die Einladung erfolgte im Rahmen eines Programms, die Jugend für aktive Mitgestaltung im kommunalpolitischen Bereich zu motivieren. In den nächsten Tagen sollen die Honterusschüler mit FES-Vertretern über ihre Sitzungsteilnahme diskutieren sowie eine eigene Stadtratssitzung abhalten, wobei sie in die Rolle der Stadträte schlüpfen.