Temeswar (ADZ) – Die Asphaltierung eines Schotterwegs zwischen der Arader und der Torontaler Straße, die vorige Woche als eine Lösung für die Entlastung der Grigore-Alexandrescu-Straße von Bürgermeister Nicolae Robu präsentiert wurde, diente dem Bürgermeister auch als Vorwand, um das gefährliche Stadttor an der Arader Straße abreißen zu lassen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde das Tor abgerissen, die Arader Straße wurde ohne entsprechende Vorankündigung für den Verkehr gesperrt. Robu hatte den Abriss angekündigt, jedoch nie mitgeteilt, wann er konkret erfolgen werde. Für ihn sei vor allem wichtig, dass die neue Straße bis zum Einbruch des Winters ihrer Bestimmung übergeben werden kann, da somit der Verkehr im Norden der Stadt flüssiger werde, sagte er.
Der Abriss des Stadttors hängt aber nicht nur mit dem Bau der neuen Straße zusammen, er wurde von der staatlichen Bauaufsicht angeordnet, eine Geldstrafe von insgesamt 70.000 Lei war miteinbegriffen. Wie die ADZ mehrmals berichtete, stürzte das unter Nicolae Robu modernisierte Stadttor an der Lugoscher Straße am 17. September 2017 während eines ungewöhnlich starken Sturms ein und riss einen 24-jährigen Medizinstudenten mit in den Tod. Dieser befand sich am Lenkrad seines VW-Golfs, der mit der Inschrift „Timișoara, Orașul Declanșării Revoluției Române din Decembrie 1989“ versehene Balken fiel direkt auf das Auto. Grund des Einsturzes sollen genau die 100.000 Euro teuren Modernisierungsarbeiten gewesen sein, die Bürgermeister Robu 2015 veranlasst hatte. Wie die Bauaufsicht im Nachhinein feststellen konnte, hätte die Konstruktion, so wie sie vor 1989 geplant worden war, dem Sturm standgehalten, hätte man nicht 2015 das Gitter, auf dem die alten Großbuchstaben angebracht waren, geschlossen, sodass der Wind nicht mehr durchwehen konnte. Auch hatte man 2015 versäumt, die Tragfähigkeit der Säulen zu untersuchen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, sowohl Robu, als auch sein Vize Dan Diaconu mussten vor den Strafverfolgungsbehörden aussagen.
Ein halbes Jahr nach dem Vorfall vom September 2017 fragte sich Robu, ob er das identische Tor an der Arader Straße abreißen soll oder nicht. Bereits im November 2017 hatte er die absturzgefährdeten Großlettern von der noch intakten Konstruktion an der Arader Straße entfernen lassen. Doch just als sich Robu in der Öffentlichkeit fragte, was er mit dem Tor anfangen soll, musste die Feuerwehr weitere Teile des Balkens entfernen, sie drohten ebenfalls einzustürzen. Die Bauaufsicht erteilte eine neue Geldstrafe und ordnete weitere Maßnahmen an, die Stadtverwaltung ließ mehr als ein weiteres halbes Jahr verstreichen, bis der ganze Querbalken entfernt wurde.
Sowohl an der Lugoscher, als auch an der Arader Straße ragen nun je zwei Säulen in den Himmel, Bürgermeister Robu hat noch nichts über deren Zukunft mitgeteilt. Unklar ist, ob er an dem Projekt der Stadttore festhält. Die Reste des eingestürzten Tors lagen bis noch vor Kurzem im Straßengraben an der Lugoscher Straße. Jedenfalls, so Nicolae Robu im Frühjahr 2018, als die Feuerwehr eingesetzt werden musste und die Staatliche Bauaufsicht erneut Geldstrafen verhängte, habe sich die 100.000 Euro teure Investition gelohnt, für mehr als zwei Jahre hätten sich die Bürger an zwei schönen Stadteinfahrten erfreut.