Stargäste, ruhige Vorleser, Aufstrebende

28. Deutsche Literaturtage in Reschitza

Reschitza - Stargäste der 28. Ausgabe der Deutschen Literaturtage in Reschitza waren die Lyrikerin-nen Nora Iuga und Ilse Hehn, letztere auch mit originellen „Übermalungen“, doch es beeindruckte auch der ruhige und ausgeglichene Joachim Wittstock mit seiner still-zurückgezogenenen, durchkomponierten Erzählweise, in der er eine Docufiction über einen in Bukarest wohnhaften Siebenbürger Sachsen vortrug, der 1941 auf „Kundfahrt jenseits des Pruth“ geschickt wird. Der aus dem Banat stammende Budapester Hochschullehrer Nelu Brădean-Ebinger bot eine ausführliche Vorstellung seines zweiten historischen Romans über eine Gestalt aus seinem jetzigen Wohnort („Der Einsiedler aus Bodaörs“). Eine der angenehmsten literarischen Überraschungen seit einigen Ausgaben der Literaturtage stellt die aus Temeswar stammende Berlinerin Edith Ottschofski dar und der Deutschslowene Ales Tacer zeigte seit seinen ersten Auftritten in Reschitza enorme sprachlich-erzähltechnische Fortschritte.

Nora Iuga, die in diesem Jahr zum neunten Mal an den Literaturtagen von Reschitza teilnahm, wird zunehmend zu einer „Mutter der Veranstaltung“. Nicht nur, weil sie durch Interviews die Veranstaltung in der Öffentlichkeit vertritt, sondern vor allem, weil sie sich echt mütterlich um jeden Referenten und Vortragenden kümmert, körbeweise Lob ausschüttet und für beste Laune sorgt, dabei aber immer wieder literarische Leckerbissen serviert – ob auf Rumänisch, ihrer Schreib- und Umgangssprache, oder auf Deutsch (aus dem jüngsten Übersetzungen von Ernest Wichner). Und wenn die 80jährige richtig müde ist, bittet sie um Verständnis, sich leichter im Rumänischen als im Deutschen auszudrücken und legt dann erst richtig los.

Ilse Hehn, selbst Lyrikerin und zudem eine selbstbewusste und durchaus originelle bildende Künstlerin, illustrierte ihre Gedichtvorträge mit projizierten Illustrationen aus ihrem jüngsten Buch „Sandhimmel. Lyrik und Übermalungen“ und erläuterte ihre Illustrationen zu „im wohlklang unverhohlen“ von Edith Ottschofski mit Übermalungen und Zitaten aus einem ihrer Lieblingsautoren, Fernando Pessoa. Das Buch von Edith Offschofski steht übrigens in bester Banater Aktionsgruppentradition, wobei ihre Pastichen zu Rolf Bossert, Anemona Latznina, Ernst Jandl oder Oskar Pastior einfach kongenial waren.

Näheres über die Auftritte von Bianca Barbu, Kristiane Kondrat (die in Reschitza als Luise Fabri Geborene besuchte die Stadt erstmals seit 40 Jahren), Hans Dama und seines Übersetzers Simion Dănilă, Edith Guip-Cobilanschis, Johann Schuths oder der slowenischen Gruppe um Veronika Haring und Ivan Korponai sowie über die sonntägliche Gastfahrt ins serbische Werschetz/Vrsac in der BZ am Mittwoch.