Hermannstadt - Am 28. November wäre der Gründer der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS), Pfarrer Gerhard Möckel, 90 Jahre alt geworden. Zu seinem Gedenken lud die EAS am Freitag in das Hans- Bernd- von Haeften Tagungs- und Begegnungszentrum in der Livezii-Straße 55 ein. Nach Grußworten von Konsulin Judith Urban (Deutsches Konsulat Hermannstadt) und Stefan Bichler (Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien) gewährte Dorothea Koch-Möckel einen persönlichen Einblick in das Leben ihres Mannes: „Die meisten von Ihnen wissen, was er hier geleistet hat, aber da war er eigentlich schon im Ruhestand.“ „In allen Stationen des Lebens“, habe sich ihr Mann, „für diese Heimat eingesetzt“, betonte Dorothea Koch-Möckel, welche gemeinsam mit Gerhard Möckels Bruder, Prof. Dr. Andreas Möckel, und dem Historiker Dr. Corneliu Pintilescu referierte.
Durch die Öffnung von Securitate-Akten war es den Referenten möglich, neue Aspekte im Schwarze-Kirche-Prozess aufzuzeigen.
Gerhard Möckel, geboren am 28. November 1924, hatten die Kriegswirren nach Deutschland geführt. Nach dem Krieg begann er sein Theologiestudium und absolvierte sein Vikariat bei der Evangelischen Kirche von Westfalen, in welcher er auch zum Pfarrer ordiniert wurde. Von dort aus ging er 1953 in den Entsendungsdienst ins Ausland, auf eine Pfarrstelle in Griechenland.
Prof. Dr. Andreas Möckel ging auf die Zeit seines Bruders in Griechenlandweiter ein: Er sprach über einen „missglückten Anwerbeversuch der Securitate“, ein neuer Aspekt, der im Fall des Schwarze-Kirche-Prozesses zum Vorschein tritt. Die Securitate habe sowohl versucht, den Vater Konrad Möckel, damals Kronstädter Stadtpfarrer, als auch Gerhard Möckel, vorwiegend während seiner Zeit in Griechenland, anzuwerben. Im Falle Konrad Möckels sollte dieser gegen Bischof Friedrich Müller „in Stellung gebracht“ und der Sohn Gerhard für die Auslandsspionage eingesetzt werden.
„Der neue Aspekt im Schwarze-Kirche-Prozess liegt darin, dass der Anwerbungsversuch keine Reaktion der Securitate auf was auch immer war, sondern ein aggressiver Akt zur Unterwerfung der evangelischen Kirche“, schlussfolgerte Andreas Möckel aus den Unterlagen, die ihm zu Verfügung stehen. Unabhängig voneinander lehnten Vater und Sohn - Konrad und Gerhard Möckel - die Anwerbeversuche ab. Dies führte dazu, dass die Securitate Konrad Möckel fortan als „Staatsfeind“ führte. Im Falle Gerhard Möckels hatte die Weigerung ebenfalls Konsequenzen für den Vater, wie ihm freundlich aber betimmt zur „Entscheidungsfindung“ angedroht worden war: „Mit seiner Weigerung, sich in den Dienst der Securitate zu stellen und seinen Vater seinem Schicksal vor dem Militärgericht zu überlassen, hat er eine harte Entscheidung getroffen.“ Diese Weigerung war aber im Sinne ihres Vaters, ist Andreas Möckel sich sicher.
Der dritte Referent, Historiker Corneliu Pintilescu, lieferte eine Einführung in den Forschungsstand zum Umgang der Securitate mit den deutschen Minderheiten. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Pfarrer Dietrich Galter, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Akademie Siebenbürgen.
Im Rahmen eines Empfanges hatten die Gäste anschließend dazu Gelegenheit, sich untereinander sowie mit den Referenten weiter auszutauschen. (EAS)