Reschitza - Etwa einen Monat vor dem tragischen Vorfall von Bukarest, wo ein Vierjähriger von verwilderten Straßenhunden am Rande eines Stadtparks zerfleischt wurde, hatte das Rathaus Reschitza die Medien zu einem Besuch im generalsanierten Hundegatter auf dem Lupaker Berg eingeladen.
Die Stadt hatte hier aus ihren kümmerlichen Eigenmitteln Investitionen getätigt: Plattformen betoniert, Hundehütten gebaut, Rigolen angelegt zur praktischeren Säuberung, Sanitär- und Verwaltungsbauten errichtet. Und die Stadt Reschitza rühmte sich, mit Hilfe einer schweizer Tierschutzorganisation, die für einen Teil des Futters und für die medizinische Betreuung der eingefangenen Streuner, einschließlich Sterilisation, aufkommt, zu vertretbaren Kosten das Problem der Straßenhunde in den Griff bekommen zu haben. „Wir können als Vorbild für viele Ortschaften Rumäniens dienen“, sagte Bürgermeister Mihai Stepanescu damals.
Dieser Tage beschäftigte er sich auf seiner regelmäßigen wöchentlichen Pressekonferenz neuerlich mit der Frage der Straßenhunde, verlängerte also verbal die gegenwärtige nationale Hysterie und passte sie der 80.000-Einwohnerstadt Reschitza an. „Wir haben in letzter Zeit ernsthaft die Frage der Straßenhunde angegangen“, sagte Stepanescu, „und ich glaube, dass unser Zusammengehen mit der NGO aus der Schweiz zu wichtigen Schritten in der Bewältigung des Problems der herrenlosen Hunde geführt hat. Außerdem arbeiten wir mit tiermedizinischen Einrichtungen zusammen und mit Privatfirmen, denn das Schicksal dieser Tiere ist uns nicht gleichgültig.“ Er sei kein „Anhänger der Tötung“ dieser Tiere, sagte der gelernte Forstingenieur, „aber erste Priorität ist die Sicherheit der Bürger“. „Auch wenn ich der Überzeugung bin, dass erst in zweiter oder späterer Linie das Wohlbefinden der Straßenhunde kommen darf, so behaupte ich trotzdem, dass wir hier in Reschitza das Problem bisher zufriedenstellend gelöst haben und dass auch andere von uns etwas zu lernen hätten.“
Bürgermeister Stepanescu gab die genauen Kosten der „Verwaltung des Problems der Straßenhunde“ an: monatlich gibt die Stadt dafür 29.333 Lei aus. „So viel kostet die Gesamtheit der Dienstleistungen der Stadt auf diesem Gebiet“, sagte er. „Das beinhaltet also sowohl die Personalkosten als auch alle Nebenkosten, einschließlich unseren Anteil an den Kosten für Nahrung, für die veterinärmedizinische Betreuung und den Arzneienkauf.“
Stepanescu wies auch darauf hin, dass in Reschitza das Problem der Straßenhunde jahreszweitenbedingt in seiner Akutheit pulsiert: frühjahrs- und sommersüber gibt es weniger Straßenhunde in der Talstadt, wintersüber mehr. Denn viele Stadtbewohner leben sommersüber in Sennhütten („sălaşe“) im Umfeld der Stadt. Wenn sie im Herbst ihre Stadtwohnungen beziehen, bleiben die Hunde, die monatelang als willkommene Wachthunde der Sennhütten dienten und durchgefüttert wurden, praktisch herren- und futterlos und ziehen, vom Hunger getrieben, in Rudeln in die Stadt, wo es immer Futterquellen gibt.
Sie werden zu Straßenhunden. Und die fangen dann die Hundefänger der Stadt ein. Außerdem blühe nach wie vor der „Hundeexport“, nicht nur im Wortsinn. Einserseits vermitteln Tierschutzorganisationen nämlich jährlich Dutzende Tiere in den Wohlstandsgürtel der EU, andrerseits versuchen viele Ortschaften, ihres Hundeproblems Herr zu werden, indem sie ihre eingefangenen Hunde in andere Städte transportieren, „exportieren“, und dort freilassen. Stepansecu: „Wir möchten mit der Frage der Straßenhunde weiterhin in aller Transparenz vorgehen und werden die Öffentlichkeit laufend über Gang und Zustand der Dinge informieren.“