Strukturen sichtbar machen

Eröffnung der Ausstellung für aktive Demokratie und gegen Rechtsextremismus

Die Wanderausstellung ist in der Bibliothek der Lucian-Blaga-Universität zu sehen.
/ Foto: EAS

Hermannstadt -Am 15. Mai wurde die Ausstellung „Demokratie stärken, Rechtsextremismus bekämpfen“ im Foyer der Bibliothek der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt eröffnet. Insgesamt 17 Tafeln entschlüsseln Kommunikationsstrategien, mit welchen rechtsextreme Bewegungen versuchen, in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen. Durch Sichtbarmachung für eine starke Demokratie einzutreten und rechtsextremen Strömungen entgegen zu treten, ist Kerngedanke der Wanderausstellung, die durch die Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien und das Nationalinstitut zur Erforschung des Holocausts in Rumänien „Elie Wiesel“ konzipiert wurde. Durch die Initiative der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) kam die Ausstellung nach Hermannstadt und verbleibt bis zum 31. Juli 2015 in den Räumlichkeiten der Bibliothek.

Bei der Eröffnung wiesen Lekt. Dr. Rodica Volovici, die Direktorin der Bibliothek, sowie Roger Pârvu, der Programmleiter der EAS, auf die Brisanz hin, dass rechtsextremes Gedankengut vermehrt und unreflektiert von Menschen aufgenommen wird, die sich eigentlich politisch anders verorten würden. Roger Pârvu betonte dabei die unbedingte Wichtigkeit der politischen Bildung, welche die junge Generation darauf vorbereiten solle, Verantwortungen in der Gesellschaft zu übernehmen. Dr. Alexandru Florian, Generaldirektor des Elie-Wiesel-Instituts, wies auf aktuelle Fälle von Gewalttaten hin, die aus rechtsextremem Gedankengut motiviert waren. Auch zeigte er die Gefahr auf, dass wenn entsprechende Ideen erst einmal in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, diese auch zum Nährboden für rassistisch motivierte Übergriffe werden können.

Cristian Chiscop, Programmkoordinator der rumänischen Friedrich-Ebert-Stiftung, zitierte den Namensgeber der Stiftung: Demokratie brauche Demokraten. So der 1925 verstorbene Sozialdemokrat Friedrich Ebert. Damit ist die Ausstellung Teil politischer Bildung. Die Ausstellung richte sich vorwiegend an junge Menschen zwischen dem Jugendalter und ihren frühen Zwanzigern. Über soziale Medien erreiche die rumänische Rechte eine junge gebildete Schicht. Diese gelte es, als eines der Ziele der Ausstellung, für die Muster zu sensibilisieren, mit denen sie für die Bewegungen angeworben werden sollen.

Der Historiker Dr. Corneliu Pintilescu, Hauptreferent des Abends, sprach über den Forschungsstand zum rumänischen Rechtsextremismus. Dabei stand für ihn die Frage im Raum, ob sich heutige rechtsextreme Bewegungen in Rumänien in einer Kontinuitätslinie zur Eisernen Garde und  zur Legion „Erzengel Michael“ verstehen, oder ob sie diese historischen Strömungen aus Legitimitätsgründen verwenden. Die Forschungen dazu hätten außerhalb von Rumänien bereits vor der Wende begonnen, trotz der Schwierigkeiten durch den Eisernen Vorhang hindurch an die geschichtlichen Quellen zu kommen.

Historisch sei es den Bewegungen um „kulturelle Reinigung“ gegangen. Eine nationalistische Bewegung, die sich von den nationalen Bewegungen in Form ihrer politischen Gewalt unterschied. Bestandteil war ein erklärter Antisemitismus und eine stark religiöse Komponente, womit die Bewegung an das nationale Element der Rumänisch-Orthodoxen-Kirche anzudocken versuchte. Vordenker der Bewegung konstatierten in den 1920ern einen moralischen Verfall der rumänischen Kultur. Dieser sollte durch eine Regeneration aufgehoben werden, eine Art Kulturrevolution.

Durch entsprechende Erziehung sollte in nachkommenden Generationen der neue Mensch, als heldenhafter Legionär heranwachsen, der sich ganz in den Dienst seines Vaterlandes stellt.

An entsprechende Ideen knüpfe die heutige Neue Rechte (Noua Dreaptă) an, so Pintilescu. Die auf antisemitischer Hetze beruhende Kritik am „Finanzjudentum“ sei oberflächlich einer Kritik am Kapitalismus und an der Korruption sowie an Amerika gewichen. Bereiche, die zunächst nicht klar politisch mit rechten Strömungen verbunden wären, aber zunehmend ab den 2000ern durch diese besetzt würden. Ebenfalls sei der Antisemitismus einem Rassismus gewichen, der sich, neben einem kollektiven Hass auf Roma und andere Minderheiten, auch den auf Homosexuelle und Angehörige von Freikirchen zum Ziel setze. Damit sieht Pintilescu die historischen Themen an die heutigen Kontexte angepasst. Außerdem würde dadurch versucht, eine Kontinuität herzustellen, damit sich die Bewegungen in die Tradition der historischen Strömungen stellen und dies auch so als ihr Profil kommunizieren.

Bis zum 31. Juli 2015 ist die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Bibliothek der Lucian-Blaga-Universität, in der Lucian-Blaga-Straße 2A, zwischen 8 und 20 Uhr zu sehen.


Manuel Stübecke,
Referent der EAS für Presse und Öffentlichkeitsarbeit