Temeswar - Nach dem umstrittenen Stadtratsbeschluss von Ende Juli soll es nun kurz vor Schulbeginn ernst werden: Das Technische West-Kolleg soll aus dem Gebäude aus der Josefstadt, König Carol I-Straße, in das der Grundschule Nr. 9 am Liviu-Rebreanu-Boulevard umgesiedelt werden. Die angekündigte Maßnahme hat starken Protest bei den Lehrern, Schülern und deren Eltern hevorgerufen. Die dreißig Lehrer dieser Schule finden, dass dadurch nicht nur ihre Jobs, sondern auch die bevorstehende Wiedereinführung der Berufsschule, gar das Weiterbestehen dieses Lyzeums gefährdet werden und drohen mit einer Klage vor Gericht. Auch die Eltern haben mit Unwillen auf die bevorstehende Übersiedlung reagiert: Etliche Eltern haben angekündigt, in der gegenwärtigen Lage ihre Kinder nicht mehr im Technischen Kolleg für das kommende Schuljahr einzuschreiben. Im Gegenzug auf diese eigentlich nicht ganz unerwartete Reaktion gab Bürgermeister Nicolae Robu bekannt, dass es unter diesen Umständen gar zu einer Auflösung der Schule kommen könnte. Das Technische West-Kolleg, das einzige Lyzeum der Stadt, das Fachleute für die Baubranche ausbildet, hat in letzter Zeit stark an Attraktivität und damit selbstverständlich Jahr für Jahr an Schülern verloren. Derzeit wird die Schule von zirka 500 Schülern besucht, 80 Prozent davon kommen vom Land und sind Pendler.
Heuer konnten hier, nur unter schwierigen Bedingungen, drei neunte Klassen gebildet werden. Obwohl die Schule auch ein Sozialprojekt zur Bekämpfung des Schulabandons, das die Einschulung von sechzig Kindern aus ärmeren Familien ermöglicht hat, durchgeführt hat, ist die Schule nun eng ans gesetzmäßig vorgeschriebene Existenzminimum gelangt.
Laut Cornel Petroman, Temescher Generalschulinspektor, würde das Lyzeum nur 19 Klassen zählen und auch nicht mehr die vorgeschriebene Zahl von 100 Schülern pro Studienjahr aufbringen können. Es gäbe trotzdem keine Gefahr der Auflösung, sondern höchstens die eines Zusammenschlusses mit einem anderen Lyzeum.
Die Situation des Technischen Kollegs ergibt keine Sondersituation in der Begastadt: Laut eines Stadtratsbeschlusses von 2011 sollte das Temeswarer Kunstlyzeum mit seinen 360 Schülern gleichfalls in die Grundschule Nr. 9 übersiedelt werden. In der ehemaligen Grundschule wurden wohl 200.000 Euro aus dem Stadthaushalt für die Einrichtung der neuen Schulräumlichkeiten ausgegeben, zu einem Schulwechsel kam es jedoch dann doch nicht wegen der entschiedenen Weigerung der Lehrer und Schüler. In der Zwischenzeit blieb die anstehende hohe Miete von zirka 30.000 Euro pro Monat für das Gebäude des zentral gelegenen Kunstlyzeums unbezahlt. Die Unterhaltskosten bzw. für Wasser, Strom und Heizung wurden zum Teil von den Eltern, zum Teil durch allerhand Sammelaktionen und Spenden gesichert.