Temeswar – Die mitten in der Corona-Krise entlassene Temescher Generalschulinspektorin Aura Codruța Danielescu hat sich am Donnerstag mit einem offenen Brief an die Bildungsministerin Monica Anisie gewandt, den sie am Samstag auch auf „Facebook“ publik machte. Darin erhob Danielescu schwere Vorwürfe gegen die Bildungsministerin, die sie unter anderem als inkompetent einstufte, und gab an, sich am Montag an den Nationalrat für die Bekämpfung der Diskriminierung (CNDC) wenden zu wollen, zumal sie aufgrund von politischen Kriterien entlassen worden sei. „Und… wir sehen uns in Straßburg! Beim Gerichtshof für Menschenrechte!“, warnte Aura Danielescu zum Schluss ihres Schreibens.
Seit gestern steht an der Spitze des Temescher Kreisschulamtes der liberale Kreisrat Marin Popescu. Er folgt Aura Danielescu, Mitglied der sozialdemokratischen Partei (PSD), im Amt, die sieben Jahre lang als Generalschulinspektorin das Temescher Kreisschulamt geleitet hat. Die Entscheidung, Aura Danielescu ihres Amtes zu entheben, kommt höchstwahrschein-lich, nachdem Danielescu ein Telefongespräch mit der Temescher Präfektin Liliana Oneț aufnahm und es der Lokalpresse zuspielte - kurz, nachdem am Temeswarer Lyzeum für Lebensmittelindustrie zwei Coronavirus-Fälle festgestellt wurden. Das Telefonat, in dem die Präfektin das Roma-Milieu des einen infizierten Mädchens erwähnt, sorgte für Entrüstung bei der Roma-Minderheit, die vom Premierminister und vom Innenminister forderte, die Präfektin, die die ihres Erachtens nach eine diskriminierende Bemerkung gemacht hatte, zu bestrafen (die ADZ berichtete).
Aura Danielescu machte in dem offenen Schreiben ihrem Ärger über ihre Amtsenthebung so richtig Luft. Sie sprach die Ministerin per Du an und kritisierte Monica Anisie hart, „eine Ministerin, die am Montagmorgen geschrien hat, dass es ausgeschlossen sei, die Schulen zu schließen, und nach einigen Stunden öffentlich bekannt gegeben hat, wie richtig es sei, dies zu tun – die fehlende Kohärenz ist offensichtlich“. Des Weiteren erwähnte Danielescu, dass die Ministerin in einem „permanenten Wahlkampf“ gewesen sei und oftmals selbst ihre Untergeordneten angeschrien habe.
Auch die stellvertretende Generalschulinspektorin, Mihaela Petrov, wurde per Ministerverordung ihres Amtes enthoben. Ihre Stelle übernahm Cosmin Hogea, ebenfalls Mitglied der PNL.
