Temeswar (ADZ) - Nachdem der Bürgermeister der Gemeinde Sekasch/Secaș auf einer Whatsapp-Gruppe der Temescher PNL-Kommunalpolitiker eine Videoaufzeichnung hochgeladen hat, auf der einige Größen des Kreisverbands bei der Ankunft im Restaurant eines PNL-Geschäftsmanns zu sehen sind, ist in der Filiale ein neuer Skandal ausgebrochen. Das Video soll vor etwa einem Monat gedreht worden sein; an dem Treffen im „Pescada“-Fischrestaurant von Ionu] Gai]², der für die PNL bei den Parlamentswahlen erfolglos kandidiert hatte, beteiligten sich der Lugoscher Bürgermeister Claudiu Buciu, der Abgeordnete und UVT-Rektor Marilen Pirtea, Cosmin Buboi, sowie Alin Popoviciu und Călin Roman, die auf Betreiben des neuen starken Mannes in der Temescher PNL, Alin Nica, aus der Partei ausgeschlossen wurden.
Es hieß, die Teilnehmer würden eine Verschwörung gegen Nica planen, angestachelt seien sie von Popoviciu, der den Machtverlust in der Partei nicht überwinden könne. Nachdem Nicolae Robu in Temeswar die Bürgermeisterwahl verloren, Alin Nica dagegen den Kreisratsvorsitz gewonnen hatte, konnte die Gruppierung um Nica und den Bürgermeister von Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare, Dănuț Groza, den Robu-Popoviciu-Flügel entmachten und letzteren, gemeinsam mit dem vorbestraften Sohn des Dettaer Bürgermeisters, Călin Roman, aus der Partei ausschließen. Popoviciu plane jedoch ein Comeback und habe vor allem jene PNL-Mitglieder um sich scharen können, die ihm aus den unterschiedlichsten Gründen ergeben sein sollen, einige angeblich sogar deshalb, weil sie von ihm erpresst werden oder zumindest erpressbar seien, wie einige Lokalmedien geschrieben haben.
Inzwischen wird über den Auftraggeber der Überwachungsaktion spekuliert. Einerseits hieß es, dieser sei Dănuț Groza, der von Großsanktnikolaus aus zum wichtigsten Strippenzieher im Kreisverband aufsteigen möchte; dessen Lager verbreitete daraufhin eine Information, wonach die Überwachung des Treffens von Popoviciu selbst veranlasst wurde, damit er ein weiteres Druckmittel gegen die Teilnehmer am Treffen in der Hand habe. Am härtesten reagierte auf die Veröffentlichung der Bürgermeister von Lugosch, der bereits Ende 2020 die neue PNL-Kreisleitung kritisiert hatte. Nun sagte Claudiu Buciu, dass er in der Tat bei der Runde dabei war und dass überhaupt nichts Falsches daran sei. In der Temescher PNL gäbe es weiterhin Leute, die imstande seien, eigene Ideen zu entwickeln und sich darüber auszutauschen. Unter der gegenwärtigen Leitung sei jedoch die Temescher PNL zu einer kommunistischen Enklave verkommen, in der der Gedankenaustausch von Mitgliedern, die der Führungsspitze nicht genehm sind, als Verschwörungen eingestuft werden. Der Kreisleitung mangele es an „Männlichkeit“ und das werde die Partei zahlreiche Wählerstimmen kosten. Nica und seine Freunde seien Schufte, ihr Verhalten erbärmlich. Deshalb habe Buciu beschlossen, jedwede Zusammenarbeit mit der PNL-Kreisverbandsführung einzustellen, er werde jedoch auch weiterhin die Fehltritte der Leitungsmannschaft und vor allem Nicas öffentlich anprangern, soll Buciu seinen PNL-Bürgermeisterkollegen geschrieben und daraufhin deren Whatsapp-Gruppe verlassen haben.
Marilen Pirtea, der als inoffizieller Anführer der Verschwörer gelten soll, sagte, dass es sich um gar keine Verschwörung handele. Gaiță, der Restaurantinhaber, habe ihn zu einem Gespräch über die Parlamentswahlen eingeladen. Er sei hingegangen, ohne zu wissen, wer noch dabei sein werde. Dann habe er festgestellt, dass mehrere Personen mit von der Partie sind und dass einige in der Tat die Lage im Kreisverband kritisieren. Er selbst sei aber schnell wieder weg gewesen, sagte Pirtea. Auch habe er Alin Nica seine Teilnahme nicht verheimlicht, man habe gar keine geheime Strategie oder dergleichen erörtert. Parteiinterne Probleme wolle er im direkten Gespräch mit dem Verbandsvorsitzenden Nica angehen und sich nicht verstecken. Wenn das Treffen im „Pescada“ eine Verschwörung gewesen sein soll, dann sind auch Verschwörungen nicht mehr das, was sie einmal waren, setzte der Abgeordnete fort. Auch könne er nicht nachvollziehen, warum Buciu, der Lugoscher Bürgermeister, derart sauer sei.
Im Temescher PNL-Verband gäbe es keine Skandale, erklärte daraufhin der Kreisratsvorsitzende und vorläufige Kreisparteichef Nica. Es gäbe lediglich Spannungen, aber die seien vor Vorstandswahlen normal. Nach dem Verlust der Wahlen in Temeswar hatte der Bukarester PNL-Vorsitzende Ludovic Orban die Vorstände von Kreis- und Stadtverband aufgelöst, Nica mit der interimistischen Leitung betraut und Neuwahlen angesetzt.