Temeswar – In einem Interview mit einer Temeswarer Lokalzeitung hat die Leiterin des Kulturhauptstadtvereins, Simona Neumann, die für die Vorbereitungen für das Jahr 2021 verantwortlich ist, die mangelnde Finanzierung ihres Vereins beklagt und erneut darauf hingewiesen, dass das Programm ohne entsprechende Geldmittel nicht umgesetzt werden kann. Vor einem Jahr hatten zahlreiche Temeswarer Intellektuelle und Kulturschaffende in mehreren öffentlichen Schreiben den Verein und dessen Leitung stark kritisiert. Neumann sagt nun, dass der offene Streit von damals unter anderem dadurch zu erklären ist, dass die Kritiker die Vorstellung hatten, dem Verein würden 48 Millionen Euro für die Projekte zustehen, die das Temeswarer Kandidatur-Dossier enthält. In Wahrheit müsse der Kulturhauptstadtverein mit deutlich weniger Geld auskommen, da sowohl das Kulturministerium, als auch die Kreis- und Stadtverwaltung eher zögerlich sind.
Laut Neumann hätte das Bürgermeisteramt sieben Millionen Lei dem Verein zur Verfügung stellen müssen, bislang waren es nur 3,4 Millionen Lei für Projekte und eine Million als Mitgliedsbeitrag. Der Temescher Kreisrat zahlte einen Mitgliedsbeitrag von 200.000 Lei und stellte weitere 345.000 Lei für Projekte zur Verfügung. Das Kulturministerium hatte im Haushalt für 2018 überhaupt keine Summen für das Temeswarer Kulturhauptstadtjahr eingeplant, lediglich 255.000 Lei konnten aus den Fonds der Jahrhundertfeierlichkeiten umbestimmt und dem Kulturhauptstadtverein zur Verfügung gestellt werden. Vereinsleiterin Neumann sagte ferner, dass die Finanzkrise der Temeswarer Kommunalverwaltung sich negativ auch auf die Arbeit des Vereins ausgewirkt habe, etliche Projekte mussten auf 2019 verschoben werden. Das Bürgermeisteramt schulde dem Verein weiterhin Geld, 2018 konnte die Stadt ihren finanziellen Verpflichtungen einfach nicht nachkommen. Ungewissheit herrsche auch gegenwärtig, sollte bis Jahresmitte die Schuldentilgung nicht erfolgen, müsse man erneut verschiedene Vorhaben vertagen. Einige dieser Vorhaben habe man bereits jetzt endgültig aufgegeben, so Simona Neumann. Auf die Frage, warum das Kulturministerium nicht mehr Geld für das Temeswarer Kulturhauptstadtjahr einplant, sagte Neumann, seit 2016 habe es bereits sechs Kulturminister gegeben, mit jedem habe man neu verhandeln müssen. Planungssicherheit sei kaum gewährleistet, schlussfolgerte die Vereinsleiterin.
Was die Auseinandersetzung von Anfang 2018 anbelangt, sagte Simona Neumann ferner, dass sich von den zahlreichen Kritikern, die damals das Projektauswahlverfahren kritisiert hatten, im September 2018 nur ein einziger mit einem konkreten Projektvorschlag gemeldet hat, nämlich der Filmregisseur Florin Iepan. Dessen Projektantrag wurde genehmigt und entsprechend der Finanzlage werde sein Vorhaben auch finanziert.
2019 wolle der Verein mehrere Kulturprojekte umsetzen. In erster Linie werde man sich auf das Gedenken an die Revolution von 1989 konzentrieren, da im Dezember 30 Jahre seit dem Ausbruch des antikommunistischen Aufstandes in Temeswar begangen werden. Man wolle auch die Vorführung auf der Bega wiederholen, dieses Mal in einem größeren Rahmen als 2018. Was das Temeswarer Bauerbe anbelangt, werde heuer der Domplatz/Pia]a Unirii in den Mittelpunkt rücken, 2020 dann der Siegesplatz/Pia]a Victoriei, so dass 2021 alle drei historischen Plätze der Innenstadt durch mehrere Programme gefeiert werden sollen (Freiheitsplatz – Domplatz – Siegesplatz). Ein Sonderprojekt ist der Fabrikstadt und dem dortigen Hauptplatz/Pia]a Traian gewidmet: Ferner wolle man die rumänische Gemeinschaft aus dem serbischen Banat in die Anliegen des Kulturhauptstadtvereins einbinden, mehrere grenzüberschreitende Projekte sollen 2019 umgesetzt werden. Im Bereich der darstellenden Künste werde man sich dem Theater widmen und die Art und Weise beleuchten, in der das Theater Widerstand gegen die kommunistische Diktatur geleistet hat. Gemeinsam mit der Technischen Universität habe der Verein an der Digitalisierung des Archivs der Temeswarer Theater zu arbeiten begonnen, mit der TU werde man auch weiterhin bei der Digitalisierung des gesamten Angebots für 2021 zusammenarbeiten.