Temeswar (ADZ) – In den Skandal um die eingestellten Modernisierungs- und Umbauarbeiten am Temeswarer Heumarkt/Piaţa Badea Cârţan haben sich nach mehreren Vorwürfen des Bürgermeisters und des ausführenden Bauunternehmens der Architekt und der Baustatikingenieur zu Wort gemeldet. Professor Dr. Ioan Andreescu, Professor für Architektur an der Fakultät für Bauwesen und Architektur der Temeswarer Technischen Universität, sowie Professor Dr. Marius Moşoarcă, Professor für Baustatik an derselben Universität, haben alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Laut ihrer gemeinsamen Pressemitteilung sollen alle Entwurfsarbeiten nach geltendem Recht durchgeführt worden sein, das Temescher Amt für Katastrophenschutz (ISU „Banat“) habe die Entwürfe auf die Einhaltung aller Brandschutzregeln geprüft und im September 2015 deshalb auch die gesetzlich vorgeschriebene Vorgenehmigung erteilt. Mehr noch: Das Bürgermeisteramt selbst habe die Entwürfe geprüft und 2015 die entsprechende Baugenehmigung ausgestellt. Allerdings habe, so die beiden Professoren, die ausführende Firma Building Technology gepfuscht und teilweise minderwertige Baumaterialien eingesetzt, die nicht für solche Arbeiten geeignet waren.
Wie diese Zeitung erfahren konnte, wollte der Bauausführer Tragebalken aus weichem Tannenholz einsetzen, die für die Möbelindustrie in Frage kommen, jedoch nicht für Holzkonstruktionen wie jene, die für die Überdachung des Heumarktes vorgesehen waren. Natürlich stürzten die Balken ein, sie konnten das Gewicht des Dachbaus nicht tragen, sagte der Baustatiker. Das Unternehmen hätte nur zertifizierte Baumaterialien benutzen dürfen und natürlich nur solche, die für die Art der Konstruktion geeignet sind und im Aufgabenheft auch als solche angeführt wurden, erklärten die beiden Professoren. Außerdem hätte der Bauherr, die Stadt Temeswar, die Arbeit des Bauausführers besser prüfen müssen. Doch Bürgermeister Robu war nicht richtig informiert, das sei bedauernswert. Dem Bürgermeister fehle eine professionelle und objektive Einschätzung der Lage, er habe sich zu Wort gemeldet, ohne über das nötige Wissen zu verfügen, so das Fazit von Andreescu und Moşoarcă.
Nicolae Robu sagte inzwischen, die dem Bürgermeisteramt unterstellte Verwaltung der Temeswarer Bauernmärkte könne rechtlich und technisch nicht feststellen, wer die Schuld für das gescheiterte Projekt trage. Dies müsse die Staatsanwaltschaft tun, so dass er die Leitung der Pieţe S.A. angewiesen habe, Anzeige zu erstatten. Sowohl gegen Building Technology S.R.L., als auch gegen das Architektenbüro Andreescu & Gaivoronschi. Andreescu und sein Partner, Vlad Gaivoronschi, sind landesweit bekannte Architekten mit einer jahrzehntelangen Erfahrung. Laut den auf der Homepage des Finanzministeriums allgemein verfügbaren Informationen wurde die Firma Building Technology 2014 gegründet, 2016 hatte sie 35 Angestellte. Hauptsächlich handelt sie mit Baumaterialien, Holz und Sanitäranlagen.
Wie die ADZ vorige Woche berichtete, verfügte Bürgermeister Robu die Einstellung der Arbeiten am Heumarkt, der in seine ursprüngliche Form zurückgebracht werden soll. Die Gemüse- und Obstverkäufer, die während des Umbaus auf dem Fabrikstädter Hauptplatz/Piaţa Traian ihre Ware angeboten hatten, sollen nun alsbald zu ihrem altbewährten Standort zurückkehren. Vor Wind und Kälte müssen sie sich, genauso wie die Käufer, bis auf Weiteres selbst schützen.