Temeswarer Kunstmuseum streicht Ausstellung eines Österreichers

Direktor Petcu: Gegen österreichisches Schengen-Veto müsse man Zeichen setzen

Temeswar (ADZ) – Kaum hatte Österreich die Aufnahme Rumäniens und Bulgariens in den Schengen-Raum am Donnerstag erfolgreich blockiert, meldete sich der Direktor des Temeswarer Kunstmuseums, Filip Petcu, mit einer eher bizarren Ankündigung: Die für 2024 geplante Ausstellung eines österreichischen Künstlers im Temeswarer Kunstmuseums ließ er aus dem Programm streichen und informierte diesbezüglich – auf Englisch – den österreichischen Partner, angeblich einen Geschäftsmann, der den Vorschlag gemacht hatte. Um welchen Künstler es sich handelt, ließ Petcu offen, allerdings veröffentlichte er auf seiner Facebook-Seite einen Auszug aus der Kündigungsmail, die er geschickt hatte. Diesen Schritt habe er deshalb getan, weil man nach Österreichs Veto Stellung beziehen und ein Zeichen setzen müsse, erklärte Petcu ferner.

Die Ausstellung hätte natürlich ein Symbol der guten Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern sein können, auch habe sie einen diplomatischen Zusammenhang gehabt. Deren Kündigung aber sei ein Weckruf, dass Rumäniens Beziehungen zu Österreich leider nicht auf Gegenseitigkeit beruhen, so der 2021 vom Temescher Kreisratsvorsitzenden Alin Nica eingesetzte Museumsdirektor. Sein Schritt werde, so hoffe er zumindest, darauf hinweisen, dass man in Österreich gegenüber Rumänien mehr Verantwortungssinn, Emphatie und Respekt aufbringen müsse, wenn man auf Zusammenarbeit bedacht sei. Die Ausstellung sei kein Teil der Minimalplanung gewesen und sie hätte auch keine Finanzierung vom Temescher Kreisrat bekommen. Es habe sich um eine Vertrauensgeste des Kunstmuseums gegenüber einem gewissen Partner gehandelt, der über diplomatische Unterstützung verfügt habe. Auch gehe es nicht darum, in Zukunft über-haupt keine Zusammenarbeit mit österreichischen Einrichtungen oder Künstlern einzugehen, sondern nur um einen Alarmruf in einem besonderen Kontext. Das Museum sei ein Kommunikator, der von den Zusammenhängen abhänge, es fördere das Bewusstsein, die kritische Haltung und den Verantwortungssinn. Niemand wolle diskriminieren, aber man habe die Freiheit zu entscheiden, welche Kulturveranstaltung opportun sei und welche eben nicht, rechtfertigte sich Museumsdirektor Petcu.

Seine Entscheidung ging am Wochenende durch die Medien und wurde auch im Internet heiß diskutiert. Während einige sie als eine willkommene Boykott-Aktion gegen das unfreundliche Österreich verstehen wollten, protestieren relativ viele dagegen und meinen, die Kündigung der Ausstellung sei Unsinn, man müsse die Dinge auseinanderhalten können. Auch fragen sich einige lokale Leitartikler, ob Petcus Maßnahme mit dem Temeswarer Geist und das auch noch wenige Wochen vor dem Start des Kulturhauptstadt-Jahres vereinbar sei.