Temeswar (ADZ) – Das Kreiskomitee für Katastrophenschutz hat am Mittwoch beschlossen, dass die Stadt Temeswar und ihre Vororte für weitere sieben Tage in Quarantäne bleiben müssen und damit die Konsequenz aus dem andauernden Streit zwischen den Kreisbehörden und der Zentralverwaltung gezogen. Die Maßnahme, die nun bis zum 31. März gilt, wurde von 27 Mitgliedern des Gremiums befürwortet, sechs stimmten dagegen und sechs enthielten sich. Wie die Präfektur im Anschluss mitteilte, wurde eine neue Rubrik in der vorformulierten, eidesstattlichen Erklärung hinzugefügt, die die Bürger mit sich führen müssen, als Grund für das Verlassen der Wohnung kann nun auch die Impfung gegen Covid-19 eingetragen werden.
Die geregelte Einkaufszeit für über 65-Jährige, die seit dem 8. März im unter Lockdown stehenden Raum nur zwischen 10 und 13 shoppen gehen konnten, wurde aufgehoben. Kaum ein Supermarkt hatte sich an die Regel gehalten, kontrolliert wurde das Alter der Verbraucher so gut wie nie. Der Lebensmittelhandel darf ab nun bis 21 Uhr offen bleiben, bisher war um 20 Uhr Ladenschluss.
Die Debatte im Kreiskomitee soll stark von Emotionen geprägt gewesen sein, die teilnehmenden Ärzte erklärten, dass inzwischen Schwerkranke mit akuter Atemnot nicht mehr rechtzeitig versorgt werden können und dass der Notfalldienst rund um die Uhr arbeitet. Die Notfallaufnahmen der Covid-19-Spitäler seien überfüllt, die neuen Patienten müssten vorerst im Krankenwagen bleiben, weil sich niemand um sie kümmern könne. Im Anschluss an die Sitzung der Behörde erklärten der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz und der Temescher Präfekt Zoltan Nemeth, dass man in einer Woche mit der Stabilisierung der Fallzahlen rechnen dürfe und dass dies auch der Sinn des Lockdowns sei. Allerdings erwarte der Bürgermeister die gleiche Behandlung der Stadt Temeswar und der Hauptstadt, auch in Bukarest müsse man bei einer Inzidenzzahl von mehr als 6 einen Lockdown verhängen. Man müsse mit gleichem Maß messen, die Bekämpfung der Pandemie müsse einheitlich sein, sonst würden die Bürger ihr Vertrauen in die Politik endgültig verlieren, sagte Fritz. Er habe für eine siebentägige Verlängerung des Lockdowns gestimmt und hoffe, dass in der kommenden Woche einheitliche Regeln und Vorgehensweisen beschlossen werden und dadurch Klarheit entstehe.
Der Temescher Kreisratsvorsitzende Alin Nica stimmte gegen die erneute Quarantäne und sagte, dass er sich bewusst sei, zur einzigen Stimme der Bürger geworden zu sein. Auf objektive Fragen habe man ihm im Komitee mit Emotionen geantwortet, die Diskussion sei nicht unbedingt sachlich verlaufen. Er wollte von den anderen Mitgliedern des Gremiums wissen, wie die Behörden sich die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und deren Überzeugung, alle Vorschriften einzuhalten, überhaupt vorstellen. Daraufhin habe man ihm nahegelegt, sich nicht mehr öffentlich zu äußern und den Lockdown nicht mehr zu kritisieren, was er als äußerst unangenehm empfunden habe, sagte der Kreisratsvorsitzende. Zur Einhaltung der Vorgaben mahne er aber alle Bürger, man müsse sich an die Regeln halten und das Votum der Mehrheit respektieren, auch wenn es sich keineswegs um praktische und effiziente Maßnahmen handele.