Temeswar - Soll man es als bare Münze nehmen oder nicht? Wenn es sich hierzulande um Autobahn- oder Ringstraßenangelegenheiten handelt, muss man damit vorsichtig umgehen. Vor Kurzem präsentierte Transportminister Ioan Rus erneut mit optimistischem Unterton den Allgemeinen Transport-Masterplan, die Großpläne von CNADNR für die folgende Zeitspanne 2014-2020. Diese schließen zur eher verhaltenen Freude der Banater auch den Bau der Temeswarer Ringstraße Süd sowie des Intermodal-Centers bei Remetea Mare als Fixpunkte ein.Diese geht auf eine noch kurz vor Torschluss von der Ponta-Regierung getroffene Entscheidung zurück . Das- nach anhaltenden öffentlichen Protesten der Bevölkerung, der Temeswarer Stadtverwaltung und des Temescher Kreisrats. Nach dem zweifellos lobenswerten Prinzip- alle Kreishauptstädte sollen auch ihre Ringstraße haben- sind nun, etwas verspätet, landesweit 14 Ringstraßen mit insgesamt 175,8 Kilometern Länge vorgesehen.
Unklar sind lediglich noch die sicheren Finanzierungsquellen für diese Projekte (gewollt sind von allen Faktoren günstige EU-Mittel) und selbstverständlich das ewige Problem in der Branche, die Baufristen. Unter den eingeplanten Ringstraßen u.a. in Schässburg/Sighişoara, Bistritz/Bistriţa, /Zillenmarkt/Zalău, Vatra Dornei/Dorna Watra, Vaslui, Bârlad, Mangalia, Câmpulung Moldovenesc ist die Temeswarer Umgehungsstraße mit einer Länge von 20,3 Kilometern die längste und mit geschätzten Baukosten von 124 Millionen Euro (ohne MwSt) auch die teuerste der eingeplanten Ringstraßen. Als zweitlängste (18 Kilometer) und zweitteuerste gilt die Ringstraße von Câmpulung Moldovenesc (122,6 Millionen Euro). Dieser Masterplan bestätigt auch Remetea Mare, nahe Temeswar/Timişoara, als künftigen Standort des Intermodal-Centers. Etwas kurios erscheint jedoch der dafür sehr niedrige Gesamtwert der Baukosten: 1,5 Millionen Euro.
Vor einiger Zeit hat sich der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu öffentlich an die Spitze der hiesigen Protestlerscharen gestellt und selbst eine online-Beschwerde mit Unterschriftensammlung an die rumänische Regierung zu dem Thema der total vernachlässigten Temeswarer Straßeninfrastruktur verfasst. Als etwas fantastische Notlösung hat Bürgermeister Robu gar mit dem Gedanken gespielt, dieses Projekt, obwohl sündig teuer, in letzter Instanz gar in die Stadtprojekte einzuschließen, was bei den derzeitigen großen Finanzierungen für die Sanierung der Altstadt kaum so bald machbar gewesen wäre. Die Proteste scheinen jedoch Erfolg gehabt zu haben: Die für Temeswar vitale Ringstraße Süd, die die Begastadt in Zukunft von dem intensiven und schweren Lasterverkehr zwischen der Schager und Busiascher Straße verschonen soll, wurde fünf vor zwölf in den Transport-Masterplan aufgenommen.
Temeswar verfügt derzeit, 25 Jahre nach der Wende, mit der Ringstraße Nord, die die Arader mit der Lugoscher Straße verbindet, lediglich über ein Teilstück der Umgehungsstraße: Diese Strecke von 12,6 Kilometern wurde nach neun Jahren (zwei Jahre für den Entwurf, sieben für den Bau) im Dezember 2009 festlich, mit hohen Gästen (Premierminister Emil Boc und Transportminister Gheorghe Berceanu) unfertig eingeweiht: Im Laufe des Jahres 2010 mussten dann noch die restlichen 1,2 Kilometer und eine Eisenbahnüberführung fertiggestellt werden. Für die Ringstraße West gibt es, laut Vertreter des Temescher Kreisrats, eine gültige Machbarkeitsstudie, das Projekt wartet seit Jahren nur... auf eine Finanzierung.
Die Temescher Städte Lugosch/Lugoj, Detta/Deta und Busiasch/Buziaş haben bekanntlich vor der Kreishauptstadt eine Ringstraße erhalten: Detta schon 2009 (sechs Kilometer,6 Millionen Euro), Busiasch (4,3 Kilometer, 20 Millionen Lei) und Lugosch (9,6 Kilometer, über 24 Millionen Euro) schon 2010.