Temeswar (ADZ) – Während immer mehr Temeswarer Schulen und Kindergärten wegen der Kälte in den Klassenräumen auf Online-Unterricht umsatteln müssen und immer lautere Kritik an die Stadtverwaltung zu hören ist, fordern Bürgermeister Dominic Fritz und sein Stellvertreter Ruben Lațcău die Unterstützung der Regierung. Die Stadt würde einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen für den Einkauf von Erdgas und Kohle für den Fernwärmelieferanten Colterm aufwenden, doch bei den gegenwärtigen Temperaturen reichen die Mengen nicht aus, auch vor allem deshalb, weil zum Beispiel in die Instandsetzung der Leitungen an Schulen und Spitälern seit Jahrzehnten kein Leu mehr investiert wurde. Wie Vizebürgermeister Lațcău am Dienstag sagte, würden die Kinder in den Schulen und Kindergärten deshalb frieren, weil sehr viel Wärme wegen des maroden Netzes verloren gehe. Die Vorgängerverwaltungen hätten sich um dieses Problem nicht gekümmert. Bürgermeister Fritz versicherte unterdessen die Bürger, dass sich die Stadtverwaltung tatsächlich anstrenge, dem Problem Herr zu werden, jedoch dies ohne eine finanzielle Unterstützung aus Bukarest nicht möglich sei. Die Eltern sollen ihre Kinder dicker anziehen, hieß es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.
Die Verwaltungsräte mehrerer Lyzeen haben inzwischen den Präsenzunterricht aufgehoben, in manchem Klassenzimmer wurden 8 Grad gemessen. Betroffen sind das Azur-Lyzeum, das Grigore-Moisil-Lyzeum, das Henri-Coandă-Lyzeum, das Kunstlyzeum und andere Schulen, auch zwei Kindergärten müssen ihre Tore schließen. Bei Temperaturen von 12 bis 14 Grad könne kein Unterricht stattfinden, in den Gebäuden des Henri-Coandă-Lyzeums soll es sogar noch kälter sein. Man habe dort seit 57 Jahren überhaupt keine Reparaturen mehr vorgenommen, das Sanierungsprojekt liege bereits vor und werde in Kürze umgesetzt werden, sagte Vizebürgermeister Lațcău.
Kälte herrscht dieser Tage nicht nur in den Temeswarer Schulen und den Krankenhäusern (die ADZ berichtete), sondern auch in anderen öffentlichen Institutionen, im Gerichtspalais, an den Universitäten und in zahlreichen Verwaltungsbehörden. An der Rechtsfakultät behalten zum Beispiel die Studierenden bei den mündlichen Prüfungen Jacke und Schal an, in den Büros wird mit mobilen Heizstrahlern gewärmt.
Wegen des Mangels an Erdgas und Kohle habe Colterm die Temperatur des Heizwassers gesenkt, so dass die Heizkörper weniger thermische Energie abgeben, lautet die offizielle Erklärung. Zwar würde das Unternehmen monatliche Einnahmen von 10 bis 11 Millionen Lei haben, allein die Monatskosten für den Einkauf von Erdgas belaufen sich jedoch auf 50 bis 60 Millionen Lei. Dabei muss auch noch Erdkohle eingekauft werden, da die beiden Colterm-Wärmekraftwerke sowohl Erdgas als auch Kohle benötigen.
Für die USR-Administration unter Bürgermeister Fritz wird die Energiekrise zum allergrößten Problem, die Unzufriedenheit der Bürger scheint täglich zu steigen und wird von der PNL und der PSD ausgiebig ausgenutzt. Inzwischen wird Fritz auch von seinen Anhängern kritisiert, immer wieder hieß es in den verschiedenen Internetforen, dass man ihn eben deshalb gewählt habe, damit er schwierige Probleme löst, durch deren ständiges Wiederholen und durch Facebook-Postings werde jedoch keines davon gelöst.
Der PSD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Radu Țoancă wies am Dienstag auf die Tatsache hin, dass seinen Informationen zufolge seit November etwa 10.000 Bürger auf die Dienstleistungen von Colterm verzichtet und ihre Verträge gekündigt haben, obwohl dies laut gegenwärtiger Gesetzgebung nicht mehr zulässig sei. Țoancă sieht die ganze Schuld allein bei Fritz, durch seine Unfähigkeit habe er Colterm in den Ruin getrieben. Der PNL-Abgeordnete Ben Oni Ardelean, von Haus aus neoprotestantischer Prediger, forderte Bürgermeister Fritz auf, dorthin zu gehen, von wo er gekommen sei, oder, wenn er in Temeswar bleiben möchte, sich lieber mit der Leitung von Gospel-Chören zu beschäftigen, da er so keinen Schaden mehr anrichten könne.