Reschitza - Den leicht entflammbaren Bürgermeister von Reschitza sollte man manchmal nicht allzu streng beim Wort nehmen: „Ende 2020 werden wir in Reschitza mit der Straßenbahn fahren – so meine optimistische Variante. Die pessimistische lautet: 2021, im Sommer!“ Seine Voraussage stammt vom Spätherbst 2017. Nur: Im Januar 2021 ist mit den Bauarbeiten noch nicht einmal begonnen worden, ja, nicht mal die Ausschreibungen dazu haben bislang stattgefunden – obwohl der Projektantrag zur Finanzierung schon vor fast drei Jahren genehmigt wurde.
Endtermin für die Inbetriebnahme des Straßenbahnverkehrs in Reschitza ist laut Finanzierungsvertrag der 31. Dezember 2023, also baut sich da bereits ein Termindruck auf, der zum beschleunigten Handeln anregen müsste. Es ist ja hinlänglich bekannt: wenn bei EU-Projekten Termine überschritten werden, ziert sich die EU bei der finalen Verrechnung - bis zur Zahlungsverweigerung.
Die aufgetretenen Verzögerungen gehen auf viele Gründe zurück, nicht zuletzt auf die Tatsache, dass bei Projekten solchen Umfangs immer wieder Bukarester Ministerien oder Agenturen einen (immer verzögernd wirkenden) Teilhaber- oder Akteursbonus einfordern, im Fall des Straßenbahnbaus von Reschitza u.a. bezüglich der Ausschreibung und Bewertung der Angebote für die anzukaufenden Straßenbahnen.
Mitte Januar 2021 hat also die Ausführungsausschreibung begonnen.
Bürgermeister Popa, dem ein solches Tempo, wie bisher vorgelegt, überhaupt nicht behagt, meint, dass das Ausschreibungsprozedere „spätestens im März abgeschlossen“ sein wird, worauf allerdings die Bewertungsphase und möglicherweise eine Phase der Beanstandung des Ausschreibungssiegers durch den oder die Unterlegenen folgt. Ergo: „Meine Hoffnung ist, dass wir spätestens im Herbst mit den Bauarbeiten beginnen. Die vertraglich vorgesehene Umsetzungsfrist ist 28 Monate, das heißt, wir werden uns mit Riesenschritten dem Übergabetermin nähern. Im Dezember 2023 müssen alle unsere Projekte abgeschlossen werden, die im EU-Haushaltsplan 2014-2020 stehen, bzw. daraus finanziert werden. So ist nun mal die Regel der EU. Und die muss eingehalten werden.“
Der Druck aufs Rathaus ist umso größer, als auch der Bau einer Parallelstraße zur Hauptverkehrsader der Talstadt Reschitza vorgesehen ist, mit der der Verkehr von der Hauptstraße weggelotst werden soll, damit in Ruhe die Straße für den Schienenverkehr eingerichtet werden kann. Auch an dieser Entlastungsstraße ist noch kein Spatenstich getan. Ursprünglich sollte sie der Immobilienarm des Kaufhausriesen Auchan, CEETRUS, parallel zu seinem Wohn-, Aquapark- und Mall-Bauvorhaben in Reschitza erledigen. Da rührt sich aber noch nichts, außer ein paar spektakulären 3-D-Präsentationen.
Der Bürgermeister: „Am meisten beschäftigt uns das Nadelöhr zwischen Rangierbahnhof und der Überführung über die Eisenbahnstränge sowie die Bersau, die zur Neustadt führt. Im schlimmsten Fall müssen wir eine neue Straße bauen durch die ehemalige Gießerei des Maschinenbauwerks, am rechten Bersauufer, und das auf Stadtkosten. Aber wenn CEETRUS im März-April mit seinen Bauarbeiten an Aqualand, Mall und den Immobilien beginnt, wissen wir mehr. Fakt bleibt: wir sind knapp mit der Zeit!“