Reschitza – Das Reschitzaer Theater des Westens/Teatrul de Vest hat momentan keinen Manager, da Nicolae Dumitru Vlădulescu Mitte vergangener Woche, noch während an seinem Theater das zehntägige Festival „Die Bühne wie eine Straße“ lief, von seinem Interimsposten zurückgetreten ist. Der Rücktritt war insofern vorauszusehen, da Vlădulescu seit vergangenem Herbst im Ruhestand ist und sich, laut eigenen Aussagen, seither eher anderen Aufgaben – Theaterregie, Management von EU-Projekten u.Ä. – zu widmen gedenkt.
Inoffiziell hieß es in Reschitza, die Leitung des Kreisrats Karasch-Severin – die das Theater finanziert – habe ihn dazu gedrängt, den Posten freizugeben, was er selber heftig verneint. Fakt ist, dass Nicolae Dumitru Vlădulescu beim Umzug des Theaters aus dem Gewerkschaftskulturhaus ins generalüberholte Gebäude des ehemaligen Kulturzentrums des „Roman-Reschitzaer Agrariervereins“ zu dessen Direktor ernannt wurde, was ein Wunsch des Vereins war, dem das Gebäude rückerstattet wurde und der mit dem Kreisrat einen auf 49 Jahre befristeten Nutzungsvertrag mit Managementklauseln abgeschlossen hatte. Deshalb ist das Gebäude am Reschitzaer Hauptplatz auf Kosten des Kreisrats renoviert worden und es finanziert das Theater und sein Management, während der Kulturverein, der Besitzer, ARS PROXIMA, das Management ernennt, einvernehmlich mit dem Kreisrat.
N. D. Vlădulescu konnte das Amt nur ad interim innehaben, weil er nicht über die nötigen Studiennachweise verfügt. Vlădulescu, eine der pittoreskesten Gestalten von Reschitza, war vor 1989 Maler von Losungen und Ausstatter allegorischer Fahrzeuge in einem der Reschitzaer Großwerke, die am 1. Mai und am 23. August bei den angeordneten Demos die Reschitzaer Werke symbolisieren sollten. Im Dezember 1989 führte er die ersten Protestler auf dem Reschitzaer Hauptplatz an und übernahm auch anfangs die Führung des Verwaltungskreises, um bis zu den ersten regulären Wahlen 1992 im Parlament Reschitza zu vertreten, zeitweilig auch in Reschitza als Präfekt aufzutreten. Darauf folgte eine Zeit, die undurchsichtig geblieben ist und mit seiner Emigration nach Kanada endete, wo er sich als ziemlich erfolgreicher Maler durchschlug (Vlădulescu stellte auch vor 1989 mit den Amateurkünstlern des Berglands aus, vor allem Aquarelle und Graphiken und er ist auch ein begabter Fotograf). Zu Beginn der 2000er Jahre tauchte er dann neuerlich in Reschitza auf, als guter Freund des seinerzeitigen Karasch-Severiner Faktotums Sorin Frunzăverde, der ihn schließlich als Interims-Direktor des Theaters akzeptierte. Vlădulescu wirkt auch heute als Präsident eines der „Revolutionärsvereine“ von Reschitza, die sich, wie überall im Land, als nicht zu unterschätzende politische Druckmittel erweisen.
Wie der Kreisrat Karasch-Severin nach dem Rücktritt Vlădulescus (registriert beim Kreisrat unter Nr.2691/15.02.2017) in einem Kommuniqué mitteilte, gilt der Managementvertrag mit ARS PROXIMA bis am 26. Mai 2018. Der Kulturverein muss, einvernehmlich mit dem Kreisrat, einen Nachfolger für Vlădulescu bestimmen, der mindestens bis dann das Management des Theaters übernimmt. In Insiderkreisen gilt Dan Mirea als derjenige mit den besten Aussichten aufs Amt. Mirea (ein Bokschaner, der seinen ursprünglichen Namen Szücs in den Künstlernamen Mirea abänderte, unter dem er als Schauspieler und Regisseur in Erscheinung tritt) ist der künstlerische Leiter des Theaters des Westens, der auch die Organisation der dritten Ausgabe des Theaterfestivals „Die Bühne wie eine Straße“ (Kreisratspräses Silviu Hurduzeu, mit dessen Unterschrift auch das Theaterfestival finanziert wird, spricht konsequent nur vom „Theater wie eine Straße“) übernommen hat.
Offiziell ist Nicolae Dumitru Vlădulescu vergangene Woche aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten.