Theaterstück über eine sächsische Familie

Sankt Georgen - Das „Andrei Mureșanu“-Theater aus Sankt Georgen/Sfântu Gheorghe im Kreis Covasna beginnt das neue Jahr mit der Aufführung eines Theaterstücks der Kronstädter Dramatikerin Elise Wilk. In drei Episoden aus der Geschichte der Siebenbürgen-Sachsen erzählt „Verschwinden“ (Originaltitel im Rumänischen: „Dispariții“) von der Auflösung einer Gesellschaft. Drei Frauen aus drei Generationen einer Familie stehen jeweils im Mittelpunkt. Kathi kann sich 1945 vor der Deportation nach Sibirien retten, indem sie einen Rumänen heiratet. Martha erfüllt wenige Tage vor dem Ende der Ceaușescu-Diktatur ihren Kindheitswunsch und flieht. Ihre Tochter Emma bleibt zurück. Ihr Leben wird zum Protest gegen den Traum vom reichen Deutschland. Daran ändern weder der EU-Beitritt des Landes im Jahr 2007, noch die gefälschten Postkarten und Telefonanrufe, mit denen die Restfamilie der alten Kathi eine heile Geschichte vorgaukelt.

„Verschwinden“ berichtet wehmütig wie vergnüglich vom Trauma einer Gesellschaft. Dabei folgt Elise Wilk in ihrem nach eigenem Bekunden sehr persönlichen Stück nicht der historischen Chronologie, sondern einer Dramaturgie des Bewusstwerdens, in deren Mittelpunkt die Erfahrung der drei Protagonistinnen steht.

Die Geschichte der siebenbürgisch-sächsischen Familie spielen Schauspieler des Theaters aus Sankt Georgen: Elena Popa, Anca Pitaru, Mădălina Mușat, Sebastian Marina, Costi Apostol und Iulian Trăistaru. Irina Chirilă ist für das Bühnenbild zuständig, die Animationen, die während des Bühnenstückes ausgestrahlt werden stammen von Ördög Gyárfás Ágota.

Regie führt Cristian Ban, der im Vorjahr für die Theaterproduktion „MaMe“ des Theaters aus Galați als bester Regisseur bei den Preisen des Rumänischen Theaterverbands (UNITER) nominiert wurde. Er hat in zahlreichen Theatern des Landes, wie auch im Ausland gearbeitet, u.a. beim Deutschen Theater aus Szekszard/Ungarn. Er ist einer der Gründer des unabhängigen Theaters „Reactor“ aus Klausenburg/Cluj-Napoca. Die Premiere in Sankt Georgen ist in rumänischer Sprache. Sie ist für den Freitag, den 14. Januar geplant, die Karten sind jedoch ausverkauft. Die Theateraufführung steht noch am 28. Januar (Freitag) und am 9. Februar (Mittwoch), jeweils um 19 Uhr, im Programm. Tickets, im Wert von 20 Lei, sind auf der Plattform eventim.ro erhältlich. Laut den neuen Corona-Maßnahmen darf der Saal nur zur Hälfte belegt werden, es herrscht Maskenpflicht.

Wilks Text „Verschwinden“ wurde im Herbst 2019 im Yorick Studio aus Neumarkt/Târgu Mure{ in ungarischer Sprache uraufgeführt. Die Vorführung in Sebestyén Abas Regie konnte im März 2020 auch in Kronstadt/Brașov gesehen werden.