Kronstadt - Das Theaterstück „karpatenflecken“ des aus Rumänien stammenden Autors Thomas Perle wird am 7. Mai im Wiener Burgtheater in der Regie von Mira Stadler Premiere feiern. Perle, 1987 in Oberwischau/Vi{eu de Sus geboren und 1991 mit seiner Familie nach Deutschland emigriert, gewann mit „karpatenflecken“ den Retzhofer Dramapreis 2019.
Das Stück erzählt die Lebensgeschichten dreier Frauen aus drei Generationen. Die Großmutter wurde im Königreich Rumänien geboren, ihre Schwester unter Reichsverweser Miklós Horthy in Ungarn, die Tochter kam in der Volksrepublik Rumänien zur Welt, die Enkelin kurz vor dem Ende der Sozialistischen Republik Rumänien. Der Geburtsort ist dabei immer derselbe: Oberwischau in den Waldkarpaten im Norden Rumäniens, das Ende des 18. Jahrhunderts – einem Aufruf Maria Theresias folgend – von Siedlern aus dem oberösterreichischen Salzkammergut zur Salzgewinnung erschlossen wurde. Die Geschichten fügen sich zu einem historischen Panorama, das vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Fall des Eisernen Vorhangs und den Hoffnungen auf ein besseres Leben im Westen reicht – ein Panorama, das mit einer innereuropäischen Migrationsbewegung beginnt und zwingend in die unmittelbare Gegenwart führt, in der neue Autokraten wie Viktor Orbán an der Macht sind. Perles Drama erzählt auch von einer fast schon vergessenen Sprache: dem aus dem Altösterreichi-schen, Rumänischen, Ungarischen und Jiddischen amalgamierten und dennoch sehr vertraut klingenden Zipserisch.
Die Premiere findet am 7. Mai um 20 Uhr im Vestibül statt, weitere Vorstellungen sind für den 14. und 18. Mai geplant. Ab diesem Monat bis Oktober wird sich Thomas Perle in der europäischen Kulturhauptstadt als Stadtschreiber von Temeswar befinden.