Hermannstadt – In den letzten Jahren hat sich das Filmfestival „Comedy Cluj“ zum größten Festival seiner Art in Europa entwickelt. Am Freitag startet die bereits achte Auflage und zur Premiere wird kein geringerer Film als der Sensationserfolg „Toni Erdmann“ der deutschen Regisseurin und Drehbuchautorin Maren Ade gezeigt. Von der German Films Service + Marketing GmbH wurde das komödiantische Familiendrama erst in der vergangenen Woche bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences als Bewerber in der Kategorie „nicht-englischsprachiger Film“, für den sogenannten „Auslands-Oscar“ eingereicht.
Die Handlung des Filmes spielt in Bukarest. Hier arbeitet Ines Conradi (Sandra Hüller) erfolgreich als Unternehmensberaterin und betreut ein großen Outsourcing-Projekt. Ihr Vater Winfried ist ein Musiklehrer mit ausgeprägtem Hang zum Scherzen. Da Winfried zu Hause also nicht viel von seiner Tochter sieht, beschließt er, sie nach dem Tod seines Hundes spontan zu besuchen. Statt sich anzukündigen, überrascht er sie mit Scherzgebiss und Sonnenbrille in der Lobby ihrer Firma. Ines bemüht sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und schleppt ihren Vater in seinen alten Jeans mit zu Businessempfängen und Massageterminen. Doch der Besuch führt nicht zu einer Annäherung. Winfried nervt seine Tochter mit lauen Witzen und unterschwelliger Kritik an ihrem leistungsorientierten Leben. Vater und Tochter stecken in einer Sackgasse, und es kommt zum Eklat zwischen den beiden. Doch statt, wie angekündigt, Bukarest zu verlassen, überrascht Winfried Ines mit einer radikalen Verwandlung in Toni Erdmann, sein schillerndes Alter Ego. Mit schiefem Gebiss, schlechtem Anzug und Perücke ist Toni wilder und mutiger als Winfried und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Ein zweiter deutscher Beitrag ist die Produktion „Alles über Menschen“, unterstützt vom Hessischen Rundfunk und der Hessischen Filmförderung. In neun Episoden, gedreht von Heiligenhafen an der Ostsee über Kassel bis Tiflis, zeigt Giorgi Abashishvili die humorvollen, unerwarteten und manchmal tragischen Momente des Lebens. Da ist der Großvater aus der georgischen Hauptstadt, der seinen Enkel durch Folklore inspirieren will und diesen in der großen Stadt verliert; oder die Eltern eines unheilbar kranken Kindes, die trotz der Tatsache, dass die Medikamente nicht anschlagen, ihre Hoffnungen nicht aufgeben; und schließlich das von Liebe geblendete jugendliche Pärchen am Ostseestrand.
Weitere deutschsprachige Filme, die vom 21. bis 30. Oktober im Florin-Piersic-Kino, der Cinema City Iulius sowie im Victoria- und Dacia-Kino laufen, sind die Culture-Clash-Komödie „Highway to Hellas“ von Aron Lehmann, Franz Müllers „Happy Hour“ über die hässliche Seite der Männerfreundschaft, die Tragikomödie „Becks letzter Sommer“, die auf dem gleichnamigen Roman von Benedict Wells basiert sowie die Fortsetzung der flachen, aber auch erfolgreichen Komödie „Fack ju Göthe“, über die Jakob Hayner so passend schreibt: „Dieser Film zeigt, was Deutschland im Innersten zusammenhält: Kapitalkonzentration in Kombination mit Niedriglohn und der unbedingte kollektive Wille, in der Konkurrenz zu bestehen.“