Hermannstadt - Die Ergebnisse einer außergewöhnlichen Werkstatt stellten am Donnerstag Schülerinnen, Schüler und Lehrerinnen des Hermannstädter Brukenthalgymnasiums vor. Innerhalb eines Monats übten sich die Eleven einer sechsten und einer achten Klasse sowie eine Siebtklässlerin in der Kunst der Stickerei. Welche Schwierigkeiten sie dabei überwinden mussten, was sie gelernt haben und welche Folgen diese Werkstatt nach sich ziehen wird, erzählten die jungen Stickerinnen und Sticker.
Die Veranstaltung am Brukenthalgymnasium fand im Rahmen des landesweiten Projekts „Meine multikulturelle Reise“ statt, das von der Generaldirektion für Bildung in Minderheitensprachen des Bildungsministeriums in Zusammenarbeit mit dem Departement für Interethnische Beziehungen durchgeführt wurde. In Hermannstadt/Sibiu gab man dem Projekt ein eigenes Motto – „Tradition ist in!“. Die Stickerei-Werkstatt begann mit einem theoretischen Teil, dem Besuch des „Emil Sigerus“-Museums, wo die Schüler verschiedene Stickereien gesehen und studiert haben. Der praktische Teil des Projektes dauerte den ganzen Monat März und wurde unter der fachmännischen Anleitung von Bianke Grecu, der stellvertretenden Schulleiterin, der Lehrerin Cristina Sava sowie der Schulpädagogin Cătălina Birău durchgeführt.
„Manche Jungen waren anfangs etwas zurückhaltend. Jedoch stellte es sich heraus, dass sie sowohl mehr Geduld als auch Enthusiasmus hatten“, erzählte Grecu. Auch einige Eltern betrachteten die Beschäftigung ihrer Söhne mit der Stickerei als nicht angemessen: „Meine Mutter meinte, dass Sticken nicht für die Jungen ist. Ich habe aber trotzdem gestickt“, sagte ein Junge aus der sechsten Klasse, während er stolz das Ergebnis seiner Arbeit präsentierte. Die Stickereimuster wurden aus der „Sigerus Mappe“ ausgewählt. Doch bevor die Eleven zur Arbeit übergehen konnten, mussten manche von ihnen lernen, wie man mit einer Sticknadel umgeht. Auch die ersten Versuche, die Grecu behalten hat, sahen noch weit von Perfektion entfernt aus. Einmal gelernt, stickten die Jugendlichen während der Klassenstunden, in den Pausen und manche nahmen die Arbeit sogar mit nach Hause. Gestickte Taschen, Handyhüllen, Puppenschürzen, Kissenüberzüge oder Armbänder sind nun in einer Vitrine im Eingangsbereich des Gymnasiums liebevoll mit Hilfe der Bibliothekarin Iuliana Roperlt arrangiert.
Eine Präsentation der Werkstatt wartet nun auf die Auswertung durch die zuständige Kommission in Bukarest. „Wir hoffen, dass unser Projekt gewinnen wird, weil es einzigartig war“, sagte Lehrerin Sava. „Eigentlich haben wir bereits gewonnen, weil es den Kindern sehr gefallen hat“, meinte Grecu zum Abschluss. Vielleicht wird man sogar beim nächsten Schulbasar einige Stickereien erwerben können.