Tramdepot kommt an den Stadtrand

Was wird aus dem freien Gelände im Stadtinnern?

Temeswar - Es ist eine alte Geschichte: Die Idee, das alte Straßenbahndepot , Take-Ionescu-Straße Nr. 83, aus der Stadt, aus der Fabrikstadt, inmitten der Wohnbauten und Straßen ringsum endlich zu entfernen und es irgendwo an den Stadtrand umzusiedeln, hat schon die Ciuhandu-Stadtverwaltung Jahr für Jahr beschäftigt.

Ohne Erfolg, denn alle Pläne, das nötige „Kleingeld“ für diesen Umzug aus dem Stadthaushalt, von der Regierung oder gar aus den EU-Geldtöpfen zu beschaffen, schlugen bisher fehl. Nun hat der Temeswarer Stadtrat sich durchgerungen, diese Stadtangelegenheit frontal anzugehen: In der nächsten Stadtratssitzung soll dem städtischen Unternehmen für Nahverkehr RATT nach langem Hin und Her (die RATT-Leitung hatte dieses Gelände schon vor einem Jahr verlangt)  ein neues Gelände von insgesamt 5,6 Hektar bzw. 56.546 Quadratmetern an der Busiascher Straße, am Stadtrand also, für den Umzug und den Bau eines neuen Tramdepots zur Verfügung gestellt werden.

Laut Bürgermeister Nicolae Robu, einem Befürworter dieser Maßnahme, können damit auch etliche ungelöste städtebauliche Probleme der Stadt und vor allem der Stadtteile Fabrikstadt und Tipografilor-Viertel, mit einem Ensemble denkmalgeschützter Altbauten bzw. neuer Wohnbauten, in nächster Zukunft aus der Welt geschafft werden. Es kommen selbstverständlich wichtige und heikle Fragen auf: Wie soll das freigemachte Gelände inmitten der Stadt künftig auch zum Vorteil und zum Gemeinwohl der Stadt und ihrer Einwohnerschaft genutzt werden? Das Gelände hatte bis vor einigen Jahren noch eine Gesamtfläche von 14.000 Quadratmetern.

Jetzt sind es jedoch um 2000 Quadratmeter weniger: 2007, in der letzten Amtsperiode der Ciuhandu-Verwaltung, entschied man im Stadtrat, eine Parzelle von 2000 Quadratmetern der Kirche bzw, dem orthodoxen Pfarramt des Tipografilor-Stadtviertels zur Gratisnutzung für eine Zeitspanne von 49 Jahren zu überlassen. Darauf, also inmitten des noch bestehenden RATT-Tramdepots (ein in Rumänien einzigartiger Standort für ein Gotteshaus), wurde eine neue Kirche in Rekordtempo errichtet. Es wird sich noch zeigen, wieviel Interessenten, vor allem clevere Immobilienentwickler, sich nach der Auflassung des Depots sofort zu Wort melden werden. 

Darin sind sich vorerst jedoch alle  Beteiligten, u.a. Bürgermeister Nicolae Robu, Ioan Goia, Direktor von RATT, und Culiţă Chiş, Leiter der Technischen Direktion im Rahmen der Kommunalverwaltung, einig: Der Umzug und der Neubau eines Straßenbahndepots werden im Endeffekt keine billige Angelegenheit werden. Es wären wiedermal Millionen Euro nötig für den Umzug, den Neubau und zudem auch für die Erweiterung des Tramtransportsystems. Eine erste, wohl auch die günstigste Finanzierungsvariante wäre der Versuch, dafür EU-Gelder zu beantragen, im Notfall müsste man eben dafür auf Mittel aus dem Stadthaushalt zurückgreifen.