Hermannstadt – Es muss ihnen empfindlich kalt gewesen sein und ganz besonders die Fingerarbeit sauer erschwert haben. Aber nichts davon ließen sich Volksmusik-Forscherin Zoë Aqua auf der Geige, ihre ebenfalls in den USA geborene und lebende Schwester Annie, Hackbrett-Spezialist Réman Gergö aus Klausenburg/Cluj, Kontrabass-Begleiter Dénes Károly aus Großwardein/Oradea und Zuschlag-Experte Szopos Kálmán aus dem nord-siebenbürgischen Dej auf seiner Bratsche mit drei nur im Akkord streichbaren Saiten Sonntagabend, am 17. November, in der Synagoge Hermannstadts anmerken. Und dass Hausherr Tiberiu Baruch eingangs bedauerte, die jüdische Kultstätte im rumänischen Sibiu könne seit nun schon 30 Jahren immer noch nicht gewärmt werden, schien die fünf Gäste aus Siebenbürgen und Übersee umso mehr anzuspornen, sich selbst und ihrem Publikum erst recht einzuheizen. Spektakulär tief in die Trick-Kiste ihrer Körpersprache griffen sie dafür zwar nicht, jedoch konnte, wer ihnen genau beim Arbeiten zuschaute, dann und wann leise Finten Einzelner aus Hüfte, Rücken und Schultern beobachten, die sich wie im Nu dem Gruppen-Spielrhythmus einprägten. Auch in Hermannstadt landete Ensemble-Leiterin Zoë Aqua damit hellen Erfolg, keine Frage. Zu betont Jüdischem in Klezmer-Stil und nicht nur entschied sie sich im Duett mit ihrer Schwester, wogegen beim Aufspielen in Vollbesetzung zu fünft ungarische, rumänische und süffige Fiedler-Klänge nach Art von „lăutari“ stufenlos ineinander übergingen. Einen Folklore-Abend noch rassigeren Niveaus hätte man sich in Hermannstadt kaum erträumen können. Urige Bilder Transsylvaniens heraufbeschwörend die ruhelose „Sîrba“ aus der „Rumänischen Suite“ zum Konzert-Finale, deren flotte Klänge das Pferdewagen-Rattern und Peitschen-Knallen unter der sengenden Sonne Siebenbürgens im kulturell hoch verwöhnten Hermannstadt täuschend echt wiedergaben, und entsprechend groß das Zuhörer-Interesse am Synagogen-Ausgang, wo Zoë Aqua ihre Mai 2022 in Budapest eingespielte CD „In Vald Arayn“ zum Preis von nur 50 Lei verkaufte und auf Wunsch auch gern signierte. Ihr Fullbright-Stipendium an der Gheorghe-Dima-Musikakademie Klausenburg von 2021 bis 2023 hat ein für siebenbürgische Folklore geeignetes Können zu blendender Meisterschaft darin reifen lassen.