Karansebesch - Die Zahl der heute im Banater Bergland lebenden Überlebenden der Russlanddeportation ist 15, von Jahr zu Jahr wird ihre Gemeinschaft immer kleiner… In diesem Jahr kam man im Banater Bergland überein, dass man in der Woche 25. - 31. Januar 2021 öffentlich an den Beginn der Russlanddeportation erinnern möchte, wenn auch die Pandemie es nicht zulässt, des Ereignisses, wie sonst, in größerem Rahmen zu gedenken.
Die erste Gedenkveranstaltung 2021 fand am Montag statt, erstmals organisiert in Karansebesch, der zweitgrößten Stadt des Landkreises Karasch-Severin. Pünktlich zu Mittag fand im Kreismuseum für Ethnografie und des Grenzregiments Karansebesch die Vernissage der Dokumenten-Ausstellung „76 Jahre seit dem Beginn der Russlanddeportation der Banater Berglanddeutschen“ statt, in Zusammenarbeit mit der Kreisabteilung Karasch-Severin der Landesarchive, dem Kreismuseum für Ethnografie und des Grenzregiments Karansebesch und dem Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen bzw. dem Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“. Eröffnet wurde die Gedenkveranstaltung durch den Direktor des gastgebenden Museums, Dr. Dacian Rancu, der diese Veranstaltung als die erste mit Publikum in den Kultureinrichtungen der Stadt im laufenden Jahr bezeichnete. Er unterstrich auch die Bedeutung von solchen Veranstaltungen im Kontext der geschichtlichen Entwicklungen im XX. Jahrhundert und zum Beginn des XXI. Jahrhunderts. Anschließend überbrachte der Berater des Kreisratspräsidenten von Karasch-Severin, Coco Galescu, ein Karansebescher, die Grüße der Kreisratsleitung und würdigte die Idee einer solchen Gedenkveranstaltung auch in Karansebesch.
Der DFBB-Vorsitzende folgte mit einem kurzen Einblick in die Geschichte und die Folgen der Russlanddeportation der Rumäniendeutschen und anschließend bezüglich der Konkretisierung der Erinnerungsveranstaltungen daran im Banater Bergland. Er zeigte den Anwesenden auch Erinnerungsstücke aus der Zeit der Deportation, wie Fotos, einen während der Deportation angefertigten Fotorahmen mit der Inschrift des Deportationsortes im Ural und ein Domino-Spiel, auch dieses in den Deportationsjahren angefertigt. Zum Schluss dankte er für die Zusammenarbeit bei der Organisierung dieses Gedenkens im Karansebescher Museum und unterstrich, dass Derartiges dazu dienen sollte, nie wieder solche Zeiten zu erleben.
Der Karansebescher Historiker Constantin Brătes-cu, langjähriger Direktor der Kreisabteilung Karasch-Severin der Landesarchive, folgte mit einem Querschnitt durch die Geschichte der deutschen Ansiedlung im Banat und sprach zum Kontext der Deportation, mit besonderer Berücksichtigung des Raums Karansebesch und seiner umliegenden Ortschaften.
Zum Schluss referierte Dr. Ovidiu Roșu, der gegenwärtige Leiter der Kreisabteilung Karasch-Severin der Landesarchive, der über die ausgestellten Kopien von Dokumenten und über deren Bedeutung sprach.
Abschließend kamen noch kurze Statements zu dem Gehörten, darunter von Mihai Socaciu aus Karansebesch (der sich an seine Kindheit erinnerte, als man aus dem Hofe, wo er wohnte, seine Nachbarin zur Deportation mitnahm, die dann nach einigen Jahren schwanger wieder nach Hause kam), vom orthodoxen Archimandriten Casian Rușeț, Kulturverantwortlicher der Orthodoxen Eparchie Karansebesch und von Ioan Cojocariu, Direktor des Städtischen Kulturhauses „George Suru“.
Teilgenommen haben an der Ausstellungseröffnung auch der römisch-katholische Stadtpfarrer von Karansebesch, Marin Matie{, die Franziskanerinnen-Schwestern Salzkotten aus Karansebesch, der Leiter der Karansebescher Jüdischen Gemeinde Dr. Florin Damian Schwarz und weitere Inte-ressenten aus der Stadt an den beiden Flüssen Temesch und Sebesch, aber auch aus Reschitza und aus dem Almasch-Tal.