Dies ist bereits das zehnte Kinderbuch von Anne Junesch, und es ist unbedingt zu bewundern, dass sich die Autorin mit einer solchen Energie diesem Genre widmet. Sie wählt auch die Themen so, dass einheimische Stoffe kindgerecht aufgearbeitet werden.
Kinder- und Jugendliteratur ist ein Genre, das bis 1989 unglaublich gefördert wurde. Es gab den Creangă-Kinderbuchverlag mit einer deutschen Abteilung, es gab den Jugendverlag, ebenfalls mit einer deutschen Abteilung, und weil die Chefredakteurin des Kriterion-Verlags, Hedi Hauser, selber eine begabte Kinderbuchautorin war, half auch sie noch diesem Genre nach, mit einigen der besten Projekte. Jedenfalls wurde soviel gemacht, dass eine tüchtige Wissenschaftlerin und Germanistin, Annemarie Schuller, zuletzt – also nach der großen Auswanderung - eine ganze Forschungsarbeit über diese Kinder- und Jugendbücher machen und veröffentlichen konnte. Darin komme ich mit dem Projekt „Heidi“ vor: Ich hatte tatsächlich Ende der achtziger Jahre eine bei uns brauchbare Fassung des Weltklassikers hergestellt. Davon sind zwei Ausgaben erschienen, im Ganzen etwa 20.000 Exemplare.
Aus diesem Betrieb sind übriggeblieben: Anne Junesch, Lilly Kraus mit den Puppenspielen und Karin Gündisch, die von Deutschland aus auch die hiesigen Schulklassen mit Pflichtlektüre versorgt. Mir gefällt Karin Gündisch, vor allem weil sie nicht vergessen hat, dass sie aus Heltau stammt.
Die Katze ist unbedingt geeignet als Hauptperson für ein Kinderbuch, denn jedes Kind hat mit Katzen zu tun. Zu Hause allerdings muss ich unserer dreijährigen Flavia jeden Tag sagen: Kind, quäl die Katze nicht, sie will schlafen, sie will nicht spazierengehn. Das Kind allerdings antwortet: Sie will nicht schlafen, sie will, dass ich sie zu dir auf den Schoss bringe.
Dabei können Katzen selber mitteilen, was sie wollen. Ich habe einen Fernsehkanal entdeckt, auf dem den ganzen Tag über nur BBC-Katzenfilme kommen. Dabei kann man allerhand lernen, z.B. dass in der Weltsicht der Katze sie meine Prinzessin ist, ich muss nur aufpassen, was sie mir mitteilt. Was sie zu sagen hat, sagt sie, sie reibt sich an meinen Beinen, um zu kennzeichnen, dass ich zu ihrem Besitz gehöre, und wenn sie gestreichelt werden will, springt sie selber auf meinen Schoss.
Anne Junesch hat eine gute Handlung erfunden, auf Bildern sieht man: Die Katze, wie sie schläft. Man sieht die Kinder, wie sie zum Tierarzt gehen. Man sieht die Katze, wie sie Junge bekommen hat.
Die Autorin meint, das Ganze würde auf dem Dorf spielen, aber es ist höchstens Neppendorf, und das gehört schon zur Stadt. Denn auf einem richtigen Dorf sind die Katzen nicht zum Spielen da, sondern zum Mäusefangen.
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Anne Junesch – Schnurri
Illustrationen Daniel Baciu
Honterus-Verlag