Hermannstadt - Einrichtungsgegenstände, eine Lade der Landler-Schwesternschaft, ein Wagerl der Blumenfrau, zum Teil mit Spitzen besetzte Häubchen, Leibchen, Trachten, viele Fotos und informationsreiche Schautafeln. Anhand ihrer kann der Betrachter sich im Schatzkästlein ein Bild über die Geschichte und Eigenheiten einer anderen deutschen Gemeinschaft bei Hermannstadt/Sibiu machen: die Landler. Sinnvoll für jene, die auch die Sachsen nicht allzugut kennen, wurden sie im Neben- und Miteinander mit den Siebenbürger Sachsen dargestellt. Es sei eine besondere Ausstellung zu einem wenig dargestellten Thema, selbst wenn es im Fundus des Astra-Museums-Komplexes sehr viele Objekte dazu gibt, meinte der vormalige Direktor des Museums Valeriu Olaru bei der Vernissage der Ausstellung am Freitagnachmittag. Die Ausstellung bleibt bis zum 27. August geöffnet.
Die Exposition wurde aus Anlass der 280 Jahre seit dem Beginn der Transmigration von Österreichern aus Glaubensgründen eingerichtet, erläuterte Kuratorin Camelia Ştefan. Über die Vertreibung der Evangelischen aus dem Salzkammergut berichtete vor dem sehr zahlreich erschienenen Publikum einer der bekanntesten Landler, der Siebenbürgenforums-Vorsitzende Martin Bottesch. Angesiedelt hatten sich die aus Österreich deportierten Evangelischen in 120 Ortschaften, jedoch nur in Großau/Cristian, Neppendorf/Turnişor und Großpold/Apoldu de Sus haben sie sich als Gemeinschaft mit eigener Mundart und Tracht bei derselben Konfession und Schulausbildung wie die Sachsen erhalten, sagte er. An dem Miteinander der Landler und Sachsen sollten sich andere Völker ein Beispiel nehmen, riet Elisabeth Rosenauer aus Neppendorf, die bei der Ausstellungseinrichtung mitgeholfen hatte und von der Übernahme der Nachbar-, Schwestern- und Bruderschaften durch die Landler erzählte. Es sei wichtig, dass die Besucher die Möglichkeit erhalten, sich anhand der Ausstellung über die doch unterschiedlichen Traditionen der beiden Gemeinschaften zu informieren, meinte Dietrich Galter, der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Hermannstadt. Er selbst war in sächsischer Tracht erschienen, mehrere Neppendorferinnen hatten die Landlertracht angezogen, die Exposition kam unter der Mitwirkung der Evangelischen Kirchengemeinde A. B. Neppendorf und ihres Landler-Museums zustande.
Im zweiten Ausstellungsraum des Schatzkästleins sind die Ergebnisse des Projekts „Auf der Suche nach den siebenbürgisch-sächsischen und deutschen Traditionen in Hermannstadt“ zu sehen. Durchgeführt hatten es 17 Schüler der 11. C des Brukenthalgymnasiums in der „Schule-anders“-Woche unter der Leitung von Geschichtsfachlehrer Hugo-Alexander Frohn, der Ethnologin Dr. Anne Delouis von der Universität Orléans (Frankreich) sowie der Ethnografin Camelia Ştefan. Die Schülerin Raluca Ghelbere berichtete über das Projekt, bei dem die Schüler zunächst zu Hause, dann in der Schule und sodann in Hermannstadt und Ortschaften der Umgebung nach deutschen und sächsischen Spuren suchten und diese fanden. Erkannt haben sie dabei das reiche Kulturerbe, das bewahrt werden muss, erklärte die Schülerin.