Hermannstadt - Anlässlich des bischöflichen Neujahrsempfanges am Freitag, dem 11. Januar 2019, in Hermannstadt/Sibiu hatte die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) bekannt gegeben, nach der Jahreslosung „Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34, Vers 15) leben zu wollen. Musikwart Jürg Leutert komponierte vorab einen raschen Kanon in Molltonart, der die niemals starren Friedenswege vorzeichnete. Da „ein guter Wunsch jedes Jahr neu“ ist, wofür Bischof Reinhart Guib und Ehegattin Henriette traditionsgemäß einstehen, wurden die Empfangstüren des Bischofshauses der EKR am Großen Ring/Piața Mare vergangenen Freitag, am 10. Januar 2020, erneut geöffnet. Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der EKR, moderierte die Feierstunde.
Jürg Leutert und Brita Falch Leutert, Kantorin der evangelischen Kirchengemeinde A.B. Hermannstadt, spielten vierhändig zwei Stücke von Ludwig van Beethoven, dessen 250. Geburtstag das Kulturverstehen heuer weltweit auffrischen möchte. Statt der „Ode an die Freude“ folgte das gemeinsame Anstimmen eines Kanons auf den Wortlaut der aktuellen Jahreslosung „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Evangelium des Markus, Kapitel 9, Vers 24).
Landeskirchenkurator Prof. Friedrich Philippi erinnerte an das vergangene „Jahr des Ehrenamtes“, ließ den am 9. Mai 2019 in Hermannstadt durchgeführten EU-Gipfel einschließlich Begegnung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Revue passieren und nahm Bezug auf die am 3. Dezember 2019 auf der Homepage www.evang.ro veröffentlichte Leitschrift „Der Schritt in eine andere Welt: Kiew und Prekmurje am Horizont der EKR“, deren Argumentation er beherzt widersprach. Dr. Stefan Tobler, Professor für Systematische Theologie am Departement für Geschichte, Kulturerbe und Protestantische Theologie an der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt (ULBS), schenkte der Veranstaltung ein Grußwort des am 4. November 2019 lokal begründeten Zentrums Evangelische Theologie Ost (ZETO): „Eigentlich sollte ich gar nicht hier stehen. Ich spreche als Stellvertreter von Dr. Renate Klein, die leider heute nicht hier sein kann, zu Ihnen! (…) Glücklicherweise aber sind wir alle nur Stellvertreter an dem Ort, wo wir uns jeweils befinden“, so Prof. Dr. Tobler als Vorredner von Bürgermeisterin Astrid Cora Fodor (DFDR), die den Wunsch des DFDR äußerte, nach zwanzig Jahren führender Beteiligung an der Lokalverwaltung auch weiterhin die Mehrheit im Stadtrat stellen zu können.
„Grenzen überwinden“ stellt die EKR ihrem Dasein 2020 als Leitsatz voran. „Frieden suchen und Grenzen überwinden gehören zusammen. Dass Friede ein sehr fragiles Gut ist, hat uns der Jahresanfang deutlich gezeigt!“, strich Hans Erich Tischler, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, heraus. Seinen Ausführungen folgte die Ansprache von Harald Friedrich, Vorsitzender des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS).
Hans-Georg Junesch, Dechant der EKR im Bezirk Hermannstadt, begrüßte das Bischofsehepaar in siebenbürgisch-sächsischem Dialekt und sprach als einziger Gastredner auch Rumänisch. „Die Kirche hält unsere Gemeinschaft zusammen, auch wenn dies für manche eine gewagte Äußerung sein mag. Sie ist weder letzter Hort eines Deutschtums in Siebenbürgen noch Interessengemeinschaft von Klerikern oder weltlichen Mitarbeitern. Sie ist in erster Linie geistlich.“
Dr. Paul-Jürgen Porr, Landesvorsitzender des DFDR, wünscht, „Gott schenke den Spitzenpolitikern der Riege von Putin, Trump und Erdogan Vernunft“ und bestätigt, dass Bewegungen wie Fridays for Future (FFF) „gute Trigger“ (englisch für ‘Auslöser’) sind, „aber nicht genügen“.
„Die EKR möchte Ihnen allen das Neue Jahr schmackhaft machen!“, so Bischof Reinhart Guib. Eine strukturelle Anpassung der EKR werde 2020 auf Ebene der aktuell rechtsgültigen Kirchenordnung erfolgen, die letztmalig 1997 von der Landeskirchenversammlung (LKV) beschlossen und 2008 von der Regierung Rumäniens erneut bestätigt worden war.