Hermannstadt – Öffentliche Informationen bezüglich des Erhalts eines Spendenbeitrages in Millionenhöhe aus Deutschland, sowie Details und Fragestellungen angesichts aktueller bildungspolitischer Herausforderungen standen im Mittelpunkt einer Pressekonferenz am Dienstag, dem 24. Juli, zu der die Leitung der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu (ULBS) in das Rektoratsgebäude auf der Schewisgasse/Bd. Victoriei eingeladen hatte. Zurzeit läuft die Arbeit in den Büroräumen sämtlicher Verwaltungsabteilungen der ULBS auf Hochtouren, da die Zugangsprüfungen und Einschreibungsverfahren zwecks Studienbeginn an der ULBS in vollem Gange sind. Mehr als 6000 Abiturienten haben sich bislang bereits für die Studiengänge an den unterschiedlichen Fakultäten der ULBS beworben.
Als einziger offizieller Vertreter der ULBS stellte Rektor Ioan Bondrea sich den Fragen der Reporter und Medienvertreter. Eingangs bestätigte er die vergangene Woche in Berlin erfolgte Unterzeichnung eines nicht rückzahlbaren Finanzierungsvertrages, den die ULBS und das Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering gGmbH (Potsdam) gemeinsam beschlossen haben. In der Art einer einmaligen Geste internationaler Verbundenheit gewährt das Hasso-Plattner-Institut der ULBS einen Spendenbeitrag in Höhe von 4,2 Millionen Euro, der zukünftigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten an der Hermannstädter Universität zugute kommen soll. Der besagte Spendenbeitrag bedeutet einen neuen Rekord im Bereich sämtlicher nicht rückzahlbarer Finanzierungsverträge zwischen rumänischen und ausländischen Universitätszentren der vergangenen 30 Jahre. Laut Rektor Ioan Bondrea steht die schriftliche Ausarbeitung diverser Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich digitaler Informationstechnologien, die durch den erhaltenen Spendenbeitrag finanziert werden, noch aus. Vonseiten des Hasso-Plattner-Instituts gilt die Auflage, dass der millionenschwere Spendenbeitrag nicht an die Planung und Durchführung einer bestimmten Anzahl einschlägiger Projekte, sondern an den Zeitraum der Jahre 2019-2021 gebunden ist. Dadurch sind an der ULBS Innovationsgabe und Erfindungsgeist gefragt. Das Hasso-Plattner-Institut garantiert die Finanzierung, während die ULBS sinnvolle Projektvorschläge erarbeiten muss. Ein internationaler Finanzausschuss wird während des genannten Zeitraums jeweils zu Jahresende nach Hermannstadt reisen, sich von der Erfüllung der unterstützten Vorhaben an der ULBS überzeugen, und vor Ort eine gründliche Prüfung der Buchhaltung sowie Abrechnung sämtlicher finanzierter Forschungsprojekte vornehmen.
Die Vertragsunterzeichnung in Berlin fand in Gegenwart des gebürtigen Hermannstädters und rumänischen Botschafters in der Bundesrepublik Deutsch-land, Emil Hurezeanu, statt. Hasso Plattner, Gründer und Teilinhaber des gleichnamigen Potsdamer Instituts, verweigert in der bundesdeutschen Berichterstattung genaue Angaben zu seiner persönlichen Familiengeschichte, doch ist es bekannt, dass die Eltern des 1944 in Berlin geborenen Ingenieurs während des Zweiten Weltkrieges aus Hermannstadt und Siebenbürgen Richtung Deutschland emigriert waren. Somit ist der 4,2 Millionen teure Spendenbeitrag, den das Hasso-Plattner-Institut der ULBS zukommen lässt, auch als eine von Institutsgründer Hasso Plattner befürwortete und historisch-heimatlich motivierte Finanzierungshilfe zu verstehen.
Bezüglich der landesweiten Entwicklungen und besorgniserregenden Tendenzen im universitären Bildungsbereich hat auch die staatlich subventionierte ULBS jene aktuellen Herausforderungen zu bewältigen, die in enger Beziehung zur Zukunft Rumäniens stehen. Auch in Hermannstadt verzeichnen die Studiengänge der Fachbereiche Rechts- und Naturwissenschaften eine hohe Nachfrage seitens der Studienanwärter. Den ersten Platz auf der Beliebtheitsskala belegt das Medizinstudium. ULBS-Rektor Ioan Bondrea macht keinen Hehl daraus, dass Rumänien um ein Vielfaches besser dastünde, wenn ein Großteil der jungen Ärzte nach Beendigung der Ausbildung Beruf und Berufung tatsächlich auch im Heimatland umsetzen würde, statt Rumänien dauerhaft den Rücken zu kehren.
Ebenfalls bestätigt Rektor Ioan Bondrea, dass die Studiengänge der Fachbereiche Mechatronik und Robotik gegenwärtig hoch im Kurs stehen. Doch zähle die Ingenieursausbildung mit zu den schwierigsten Studiengängen überhaupt, weswegen zahlreiche Studienanfänger ihre Ausbildung an der Fakultät für Ingenieurswissenschaften vorzeitig abbrechen. Hierin erkennt die ULBS hingegen keine besorgniserregende Tendenz, da das beschriebene gesellschaftliche Phänomen überall auf der Welt im selben Maße präsent ist.
Ein stetig abnehmendes Interesse verzeichnen traurigerweise die künstlerischen und sprachlichen Studiengänge an der ULBS, die sich damit abfinden muss, dass linguistische, Musik-, Kunst- und Theateruniversitäten aus Klausenburg (Cluj-Napoca) und Bukarest ihr bis dato in den erwähnten Fachbereichen den Rang ablaufen.
Auf deutliche Nachfrage kommt ULBS-Rektor Ioan Bondrea nicht umhin, zuzugeben, dass der allgemeine Wissensstand der Studienanfänger langsam, aber kontinuierlich abnimmt. Zwar würden sich auch Schulabgänger mit Abitur-Bestnoten unter die Studierenden der ULBS einreihen, doch mangele es der breiten Masse der Studienanwärter deutlich an Grund- und Allgemeinkenntnissen.