dc. Großwardein – Sechs Millionen Euro investiert die Regierung Ungarns in die Sanierung und den Umbau des römisch-katholischen Bischofspalais von Großwardein/Oradea. Dies teilte vor Kurzem der Großwardeiner Bischof, der aus dem Banat stammende Msgr. László Böcskei, mit. Seit 2009 steht Böcksei dem Bistum von Großwardein vor, früher war er Generalvikar der römisch-katholischen Diözese von Temeswar. Böcksei sagte den Großwardeiner Medien, dass die Sanierung des in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichteten Baus ein umfangreiches Vorhaben darstelle. An dessen Ende soll das prunkvolle Palais des Großwardeiner Bistums nicht nur die Diözesanverwaltung beherbergen, sondern zu einem Kultur- und Gemeinschaftszentrum umfunktioniert werden. Vorgesehen sind unter anderem Ausstellungsräume für die Kollektionen des Bistums.
Da der Plan, für die Sanierung EU-Gelder heranzuziehen, nicht mehr durchgeführt werden konnte, war man auf die Unterstützung des Nachbarlandes angewiesen, das über die regierungseigene Bethlen-Gábor-Stiftung für das Vorhaben aufkommt. Bauausführer ist das Großwardeiner Unternehmen Abed Nego, die Bauarbeiten sollen insgesamt drei Jahre dauern. Zunächst soll die Statik des Gebäudes untersucht und instandgesetzt werden, sodann sollen die Fassaden und die Innenfresken saniert werden. Während der Arbeiten wird der Bischofssitz weiterhin für Besucher zugänglich bleiben. Im Mittelpunkt des Sanierungsprojekts stehen der Mittelrisalit, der Festsaal, das Treppenhaus sowie die Räume im Haupttrakt und im südlichen Trakt des Palais.
Der Grundstein des Großwardeiner Barockpalais wurde 1762 gelegt, die Fertigstellung erfolgte 15 Jahre später. Der Entwurf stammt aus der Feder des Wiener Architekten Franz Anton Hillebrandt (1719 – 1797). Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude der Unterbringung von Kindern kommunistischer Widerstandskämpfer aus Griechenland, die nach Rumänien geflüchtet waren. 1963 verzichtete die katholische Kirche auf die Nutzungsrechte für das stark heruntergekommene Palais, das im Nachhinein saniert wurde und zwischen 1971 und 2006 das „Muzeul Ţării Crişurilor“, das Kreismuseum von Bihor, beherbergte. 2004 wurde es der Kirche rückerstattet.