Temeswar (ADZ) - Der ehemalige Temeswarer Vizebürgermeister Adrian Orza, ein politisches Ziehkind des langjährigen Bürgermeisters und späteren PN}CD-Vorsitzenden Gheorghe Ciuhandu, hat am Wochenende auf eine erneute Kandidatur bei den Kommunalwahlen verzichtet. Orza, früher treues Mitglied der Bauernpartei, sollte 2012 Ciuhandu beerben und präsentierte sich damals als dessen Nachfolger, doch die Temeswarer wählten vor acht Jahren den Kandidaten der Sozialliberalen Union (PSD-PNL), Nicolae Robu. 2016 kandidierte Orza erneut gegen Robu, doch er konnte nur noch wenige Stimmen auf sich vereinen. Im Frühjahr wurde er kurzzeitig als PSD-Kandidat gehandelt, doch die Unterstützung durch die in Temeswar traditionell eher schwachen Sozialdemokraten ließ auf sich warten, sodass Orza als Unabhängiger antreten wollte.
Nun erklärte er sich von den Machenschaften der politischen Parteien enttäuscht und gab die Kandidatur auf. Ihm sei es nicht gelungen, eine Koalition all jener herauszubilden, die in Temeswar eine wahre und tiefgreifende Änderung der Verwaltung erhoffen. Unter vorgehaltener Hand würden viele in der Kommunalpolitik zugeben, dass die Stadt eine unpolitische Verwaltung braucht, doch keiner traue sich, aus der parteipolitischen Logik herauszutreten und einen Unabhängigen zu unterstützen, so Orza.
Bisher stehen vier Kandidaturen fest: Amtsinhaber Nicolae Robu (PNL) strebt eine dritte Amtszeit an, sein wichtigster Herausforderer ist Dominic Fritz von der USR-PLUS-Allianz. Da die Unterstützung des unabhängigen Orza für die Temeswarer Sozialdemokraten nicht mehr in Frage kommt, hat der Vorstand des Temescher PSD-Kreisverbands am Wochenende beschlossen, die Infektionsärztin und ehemalige Leiterin des Victor-Babeș-Spitals für Infektionskrankheiten, Voichița Lăzureanu, ins Rennen zu schicken. Zum ersten Mal seit der Wende von 1989 kandidiert eine Frau für das Temeswarer Bürgermeisteramt, Lăzureanu ist gebürtige Temeswarerin und stammt aus einer Ärztefamilie. Sie besuchte die Nikolaus-Lenau-Schule und wurde im Frühjahr landesweit als Leiterin des Victor-Babeș-Krankenhauses bekannt, das damals erfolgreich die ersten COVID-19-Patienten behandelte und weiterhin zu den wichtigsten COVID-19-Spitälern landesweit gehört. Wenige Tage nachdem der Notstand aufgehoben wurde, wurde Lăzureanu von der PNL-Regierung aus ihrem Direktorenamt entlassen, eine Maßnahme, die bei einem Großteil der Temeswarer Öffentlichkeit auf Unverständnis gestoßen war.
Einen angesehenen Arzt schickt auch die Partei „Pro România“ des ehemaligen PSD-Premierministers Victor Ponta in den Wahlkampf; seit Wochen wirbt die Kleinstpartei für Marius Craina, gewesenes PSD-Mitglied und ehemaliger Direktor des Kreiskrankenhauses, der bereits in den ersten Wochen der Orban-Regierung noch von Gesundheitsminister Victor Costache ausgewechselt wurde.