Bukarest (ADZ) - Unser Kollege bei der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“, der Schriftsteller und Publizist Hans Liebhardt, ist am Samstag im Alter von 83 Jahren plötzlich verstorben. Zwei Tage vor seinem Tod saß er noch an seinem Schreibtisch in der Redaktion, verfasste Nachrichten und stellte die Lokalseiten zusammen. Er konnte sich das Leben, ohne zu schreiben, für die Zeitung, das Fernsehen oder das Radio zu arbeiten, nicht vorstellen.
1934 in Großpold geboren, absolvierte er das Gymnasium in Hermannstadt, die Pädagogische Mittelschule in Schäßburg und das Literaturinstitut „Mihai Eminescu“ in Bukarest. Seit 1951 war er Redakteur der Bukarester Tageszeitung „Neuer Weg“, seit 1993 „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“. Zwischen 1970 – 1980 war er stellvertretender Chefredakteur beim Rumänischen Fernsehen (TVR), verantwortlich für die Programme in deutscher Sprache.
Als Schriftsteller wurde er durch den Zyklus „Das wundersame Leben des Andreas Weißkircher“ (1983) bekannt, der auch Rumänisch erschienen ist. Er erhielt den Prosapreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes 1971 und 1982, zuletzt die Eminescu-Medaille für seine deutsche Eminescu-Ausgabe (2000).
Er ist der Autor mehrerer Anthologien der rumäniendeutschen Literatur: „Worte und Wege“ 1970, „Worte unterm Regenbogen“ 1973, „So lacht man bei uns“ 1989, „Aufs Wort gebaut“ 2003. Kulturgeschichtliches aus Bukarest steht in den Bänden „Deutsche in Bukarest“ 2003 und „In Bukarest und Altrumänien“ 2006. Als Fernsehautor war Hans Liebhardt vor allem durch die Serie „Bukarester Geschichten“ (seit 1999) bekannt, die einmal im Monat gebracht wurde. Seit 1969 gab es im Bukarester deutschen Fernsehprogramm (mit Unterbrechungen) sein Magazin „Bücher und Bilder“. Auf Radio Bukarest in deutscher Sprache war Hans Liebhardt zweimal die Woche in seinen Hörfunkserien „Wer wir sind und was wir wollen“ und „Zeitgeschichte in Anekdoten“ (seit 1999) zu hören.
Wir verlieren in Hans Liebhardt einen sehr treuen Mitarbeiter, der mit seinem großen Wissen vor allem über rumäniendeutsche Belange – und nicht nur – für das ganze Redaktionskollektiv eine verlässliche Stütze war.