Großwardein - Zum ersten Mal war der deutsche Botschafter Cord Meier-Klodt in Großwardein/Oradea zu Besuch. Er reiste in Gesellschaft von Rolf Maruhn, Konsul des Deutschen Konsulats Temeswar, und Matthias Mau, erster Sekretär und Leiter des Rechts- und Konsularreferats an der Bukarester Botschaft. Der Besuch in Großwardein geschah auf Anregung von Rolf Maruhn, der während seiner zwei Mandate einen sehr guten Kontakt mit den lokalen Autoritäten und dem deutschen Forum in dieser Stadt aufgebaut hat. Beim Sitz des Deutschen Forums stellte sich Botschafter Cord Meier-Klodt den Vertretern der Lokalpresse sowie dem Sender Digi 24 vor. Seine Ansprache begann er auf Rumänisch, um dann auf Deutsch weiter fortzufahren. Zu den Zielen seiner Dienstzeit gehören, dass er Land und Leute, vor allem die deutsche Minderheit besser kennenlernen möchte, weswegen er in den letzten drei Monaten viel unterwegs war. So kam er an diesem Tag gerade aus Klausenburg.
Zu seinen Plänen zählt die Weiterführung der politischen und wirtschaftlichen Kooperation vor allem im europäischen Kontext. Das Jahr 2017 habe für Deutschland und Rumänien einen besonderen Symbolwert, vor 25 Jahren unterschrieben beide Länder den bilateralen Freundschaftsvertrag, der als emblematisches Dokument der bilateralen Beziehungen gilt. Vor 10 Jahren schloss sich Rumänien darüber hinaus der EU an. Dies seien Jubiläumsereignisse, die seine Tätigkeit prägen werden. Um die Wichtigkeit der dualen Berufsausbildung für Rumänien herauszuheben, betonte er, dass dies die Zukunft der wirtschaftlichen Entwicklung Rumäniens stark beeinflussen könne. In Temeswar, Hermannstadt/Sibiu und Kronstadt/Braşov gibt es schon erfolgreiche Projekte mit diesem Ausbildungssystem, auch in Großwardein werden Schritte in diese Richtung gemacht. Neben den politischen und wirtschaftlichen Zielen erwähnte der Botschafter auch die Wichtigkeit von Kultur und Bildung. Während früher die Schulen zu 90 Prozent von deutschen Kindern besucht wurden und nur 10 Prozent anderen Nationalitäten angehörten, ist die Situation heute nahezu umgekehrt. Ein Grund zur Klage, aber es gibt auch einen Grund zur Freude, da das Interesse an der deutschen Kultur und Sprache nicht gesunken ist.
Unter den Fragen, die dem Botschafter gestellt wurden, lautete die relevanteste: „Warum verlassen die Jugendlichen das Land?” Der Botschafter antwortete darauf: „Sicherlich die Situation und was die Leute bis in die 90er Jahre erlebt haben, trägt dazu bei, dass die Jugend immer dahin will, wo sich bessere Lebenschancen bieten.“ Aber Botschafter Cord Meier-Klodt erwähnte auch, dass es Kinder oder Enkelkinder gibt, deren Eltern ausgewandert sind und die nun wieder zurückkehren möchten. Mag sein, nicht in großer Zahl, aber immerhin.
Konsul Rolf Maruhn kündigte vor der Presse an, dass im Sommer sein zweites Mandat in Rumänien ausläuft. Aus diesem Anlass verabschiedete er sich und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit in diesen dreizehn Jahren bei der Ehrenvorsitzenden Frau Helene Voda des DFD Großwardein und wünschte dem neuen Vorstand Glück, Erfolg und weiterhin eine gute Zusammenarbeit. Über die positive Entwicklung der Stadt und auch des Reiseverkehrs in den letzten Jahren zeigte er sich sehr beeindruckt.
Nach dem Treffen mit den Vertretern der lokalen Presse wandte sich Botschafter Cord Meier-Klodt den Tätigkeiten des Forums Kreis Bihor zu. Im Festsaal des Forums präsentierte Norbert Heilmann, Vorsitzender des Kreisforums Bihor die Vorstandsmitglieder des Lokalforums und ihre Tätigkeitsfelder. Dabei widmete man sich dem Thema der Pflege der deutschen Gräber in der Stadt, bei denen oft nicht mehr der Name der Gefallenen bekannt ist. Helene Voda ist mit diesem schwierigen Thema befasst. Zur Lage des Friedrich-Schiller-Lyzeums und der deutschen Kindergärten wurde berichtet, dass die Zahl der Kinder von Jahr zu Jahr steigt, aber kompetente Lehrkräfte fehlen. Zum Abschied sprach der deutsche Botschafter Cord Meier-Klodt seinen Wunsch auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Großwardein aus.
Zuvor waren die Gäste gemeinsam mit den Vorsitzenden des deutschen Forums Norbert Heilmann, Arnold Theisz und Helene Voda vom Bürgermeister Ilie Bolojan und Präfekt Claudiu-Adrian Pop begrüßt worden.
Otilia Kellermann