Kronstadt – Die Veranstaltungen anlässlich des 36. Jahrestages seit der Kronstädter Arbeiterrevolte vom 15. November 1987 hatten in diesem Jahr, außer ihrem festlichen Charakter, auch einige Misstöne verlauten lassen. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Namen jener, die 1987 die repressiven Maßnahmen gegen die Aufständischen einleiteten, nicht bekannt gemacht werden, obwohl im Archiv des ehemaligen kommunistischen Geheimdienstes Securitate diesbezügliche Unterlagen vorliegen.
So komme es, kritisierte der Vorsitzende des Vereins „15 Noiembrie 1987“ Marius Boeriu bei der traditionellen Kranzniederlegung beim Denkmal vor dem Kreiskrankenhaus, dass zwischen ehemaligen Opfern und Tätern dieser Ereignisse nicht mehr unterschieden werde.
Boeriu gab auch ein konkretes Beispiel: der für strafrechtliche Untersuchungen zuständige Offizier der damaligen Kronstädter Miliz (die heutige Polizei), Alexandru Ionaș, wurde 2020 zum Kronstädter Ehrenbürger ernannt.
Es handelt sich allerdings bei dieser Verleihung um die Verdienste der Gründungsmitglieder des ersten nachrevolutionären Stadtrates Anfang 1990, zu denen auch Ionaș gehörte.
Wie brutal sich derselbe Ionaș knapp drei Jahre vorher bei den Verhören verhalten hatte, darüber können mehrere der heutigen Ehrenbürger aussagen, sagte Boeriu.
Nun verlangt die Leitung des Vereins „15 Noiembrie“, dass dieser Ehrentitel für Ionaș zurückgezogen werde, ansonsten werden alle Vereinsmitglieder ihrerseits auf ihre Kronstädter Ehrenbürgerschaft verzichten. Bürgermeister Allen Coliban erinnerte daran, dass der umstrittene Beschluss vom damaligen Stadtrat gefasst wurde. Es sei traurig, dass heute vergessen werde, wer zu den Schuldigen jener Tage gezählt werden soll, vor allem, wenn einige unter ihnen Ansprüche auf gewisse Vergünstigungen haben.
Unzufrieden ist man beim Verein der November-Revolteteilnehmer auch mit der Haltung der Leitung des Landesrates zum Studium des Securitate-Archivs (CNSAS), die die Liste der Ermittler gegen die am 15. November 1987 Protestierenden nicht der Öffentlichkeit bekannt gibt. Ihre Existenz bestätigte unlängst Andrei Ursu (der Sohn des Dissidenten Gheorghe Ursu) aber auch der Historiker Marius Oprea.
Die Kronstädter Verein will nun gerichtlich gegen diese Versäumnisse bei CNSAS vorgehen, falls diese Daten weiterhin unter Verschluss gehalten werden.