Hundertbücheln – Einen Auflauf dieser Art hat Erika Orendt im kleinen Hundertbücheln/Movile auch noch nicht erlebt. Die Sächsin verbringt seit einigen Jahren einen Großteil des Jahres wieder in der alten Heimat im oberen Harbachtal. „Vom Setzen der Stauden im Frühjahr bis zur Weinernte im Herbst“, sagt sie. Sicherheitsleute mit schwarzen Sonnenbrillen und schlecht geschnittenen Anzügen kündigten die Ankunft des amerikanischen Botschafters Hans Klemm an, der der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien eine Spende übergeben soll. Empfangen wird der hohe Gast von Bischof Reinhart Guib, der in seiner kurzen Empfangsansprache die Gelegenheit auch für wichtige politische Worte an die amerikanische Botschaft und ihren Vertreter Hans Klemm nutzte: „Für uns ist es nicht nur eine Ehre, sondern auch ein Zeichen, dass die amerikanische Botschaft sich nicht nur um die Menschen, sondern auch um die Demokratie in Rumänien sorgt. Wir hoffen, dass sie uns weiter unterstützt, auch nach dem Vorgehen des Parlaments, welches nicht sehr vielversprechend ist. Wir hoffen, dass sie ihre Unterstützung fortsetzt, damit die Justiz unabhängig bleibt und Demokratie und rechtsstaatliche Werte respektiert werden. Zur gleichen Zeit unterstützt die Botschaft auch die Kultur in Rumänien und mit dieser großzügigen Spende die Kirchenburgen in Arbegen/Agârbiciu, Denndorf/Daia und Hundertbücheln/Movile.“
Mit der Spende in Höhe von 59.300 US-Dollar, aus dem „Ambassador Fund for Cultural Preservation“, sollen nun Erhebungen, wie Vermessungen und statische Gutachten sowie auch erste bauliche Maßnahmen durchgeführt werden.
Botschafter Hans Klemm betonte, dass Amerika „tiefen Respekt“ für fremde Kulturen habe und dieser auch durch den Fond zum Ausdruck kommt: „Einmal im Jahr laden wir Nicht-Regierungsorganisationen, Institutionen und Kirchen dazu ein, uns Vorschläge zu unterbreiten, wie ihre Kultur und Traditionen erhalten werden können. Der Bischof und die Gruppe mit der er arbeitet, hat in einem Wettbewerb mit anderen Projekten in Europa konkurriert, ob aus Irland, Polen oder Griechenland. Der Vorschlag selbst, aber auch die Bedeutung des kulturellen Erbes hier in Rumänien, wurden schließlich ausgewählt. Ich bin sehr stolz, dass ich im Namen der amerikanischen Bürger eine kleine Summe zur Unterstützung der Kirche spenden darf.“ Schon in der Vergangenheit hat die amerikanische Botschaft Projekte dieser Art auch in Rumänien unterstützt, beispielsweise, um die Restauration und Wiedernutzung der Hinech-Neorim-Synagoge in Großwardein/Oradea zu ermöglichen sowie Sicherungsarbeiten an der Kirchenburg in Mardisch/Moardăş fortzusetzen. In Hundertbücheln engagiert sich seit zwei Jahren eine Gruppe internationaler Landschaftsplaner und -architekten, welche in der Bundesrepublik Deutschland den „Verein Churchfortress e.V Friends of Hundertbücheln – Movile“ gegründet haben. Zusammen mit der HOG Hundertbücheln, die schon zuvor das Evangelische Pfarrhaus instand setzen ließ und Teile der Kirchenburg reparierte, will die Gruppe das sächsisch-architektonische Erbe vor dem Verfall retten und die Kirchenburg neu beleben.