Temeswar (ADZ) - Nachdem der zunehmend in der Kritik seiner liberalen Parteigenossen stehende Temescher Kreisratsvorsitzende Alin Nica angekündigt hat, 2024 für das Amt des Temeswarer Bürgermeisters zu kandidieren, zwar ohne Lust und nur wenn es keinen geeigneteren Kandidaten gäbe, bringt Mădălin Bunoiu, PNL-Mitglied seit 2008 und Prorektor der Temeswarer West-Universität, den UVT-Rektor Marilen Pirtea für dasselbe Amt ins Gespräch. Bunoiu rechnet zunächst mit Nica ab und sagt, es gäbe durchaus einen „dezenteren“ Kandidaten als Nica, nämlich seinen UVT-Vorgesetzten und PNL-Abgeordneten Pirtea. Es wäre sehr traurig, wenn es den Temescher und Temeswarer Liberalen nicht gelingen würde, einen wählbaren Kandidaten in das Rennen gegen Amtsinhaber Dominic Fritz (USR) zu schicken, in der Partei gäbe es ein Reservoir an potenziellen Kandidaten, die durchaus besser seien als Nica. Der erste, an den er denken könne, sei Pirtea.
Der PNL mache am meisten die gravierende Mittelmäßigkeit der Führung zu schaffen, an der Spitze der Temescher und Temeswarer PNL herrsche eine schreckliche Mittelmäßigkeit, so das Fazit des Physikprofessors Bunoiu. Es gäbe kaum noch Führung in der Partei, die Leitung hätten solche inne, die es beruflich zu kaum etwas gebracht hätten und nun auf die kommenden Postenverteilungen nach den Europa-, Lokal- und Parlamentswahlen des Jahres 2024 warten. Es wäre gut gewesen, wenn die PNL nach der Niederlage bei den Kommunalwahlen bereits ein Führungsduo auf die Beine gestellt hätte und dieses Duo für den Temescher Kreisratsvorsitz und das Temeswarer Bürgermeisteramt bereits präsentiert hätte. Es gäbe allerdings nur einen, Nica, der zwar nicht kandidieren wolle, sich aber bereit erkläre, geopfert zu werden. So mache man keine Politik, sagte Bunoiu ferner. Die PNL müsse Stärke, Vision, Offenheit und Kraft ausstrahlen und auf die ständigen Spielchen hinter den Kulissen verzichten. Kleine Leute seien nicht imstande, Großes zu vollbringen.
In den vergangenen drei Wochen wurde der Temescher PNL-Vorsitzende Nica immer heftiger kritisiert, nachdem Gespräche zwischen einem seiner Berater, einen Ex-Grenzpolizisten, dem Verbindungen zur Unterwelt nachgesagt werden, und einem angeblichen Geschäftsmann mit Beziehungen in die Vereinigten Arabischen Emirate veröffentlicht wurden. Es ging um ein Treffen zwischen Nica und einem arabischen Scheich, der anscheinend ein Frachtterminal auf dem Temeswarer Flughafen bauen sollte. Bereits im Frühjahr, als das Treffen stattfinden sollte, warnte Verkehrsminister Sorin Grindeanu, dass Nica solche Verhandlungen nicht aufnehmen könne, weil der Airport nicht dem Kreisrat gehört, sondern dem Verkehrsministerium und Nica sich gerade eine Einlasskarte für die Haftanstalt besorge. Nachdem die Gespräche zwischen dem persönlichen Berater Nicas, Iosif Nicoara, und dem angeblichen Verbindungsmann des Scheichs veröffentlicht wurden, wurde Nica von den PNL-Bürgermeistern aus dem Kreis Temesch aufgefordert, den Sachverhalt zu klären und den Imageschaden zu begrenzen, doch die einzige Erklärung lautete, hinter der Veröffentlichung in einem Bukarester Skandalblatt stehen die PSD und Verkehrsminister Grindeanu.
Dem UVT-Prorektor Mădălin Bunoiu, der sich bislang aus dem politischen Tagesgeschäft herausgehalten hat, wird unterdessen die Ambition nachgesagt, 2024 die Nachfolge Pirteas als Rektor der West-Universität anzutreten. Sollte Pirtea Bürgermeister werden, kann er selbstverständlich nicht mehr Rektor bleiben, Bunoiu gilt bei seinen Akademikerkollegen als wählbar. Der Physikprofessor stammt aus dem Kreis Gorj und ist in der Leitung des Vereins der Söhne des Kreises Gorj im Banat („Asociația Fii Gorjului în Banat“) sehr aktiv.