Temeswar (ADZ) – Verkehrsminister Sorin Grindeanu hat am Wochenende in Temeswar das italienische Bauunternehmen Tirrena Scavi für die schleppende Arbeit an der Temeswarer Südostumgehung erneut kritisiert. Erst vor zwei Wochen hatte sich der Minister sehr kritisch über den Stand der im März 2020 begonnenen Arbeiten geäußert, bei einem Besuch der Baustelle zeigte er sich auch dieses Mal mit dem langsamen Tempo unzufrieden. Der Einsatz des Bauausführers sei alles andere als entsprechend, dieser müsse deutlich mehr leisten, forderte Grindeanu. Er traf den ehemaligen Leiter der Temeswarer Straßen- und Brückenbaudirektion Horațiu Simion, der jetzt den Bau der Umgehungsstraße betreut und dem Minister über das Stadium der Arbeiten zu berichten hat. Nach der Unterredung mit Simion sagte der Verkehrsminister, dass er das ausführende Unternehmen noch einmal warne und es dringend auffordere, seinen Einsatz deutlich zu erhöhen, da die knapp 26 Kilometer lange, zweispurige Straße bis Jahresende ihrer Bestimmung übergeben werden müsse. Dies sei unter den gegenwärtigen Voraussetzungen nicht möglich.
Grindeanu traf ferner die Vertreter des italienischen Straßenbauunternehmens Todini, das mit dem Bau der 10 Kilometer langen Verbindung zwischen der Nationalstraße 69 (Temeswar – Arad) und der Autobahn A1 beauftragt wurde. Dadurch soll eine durchgehend vierspurige Verbindung zwischen Temeswar und der Autobahn entstehen und die Kreisstraße 691, die die Stadt mit der Autobahn über die Gemeinden Dumbrăvița und Jahrmarkt/Giarmata verbindet, größtenteils entlastet werden. Im Falle dieses Infrastrukturvorhabens ist man bisher nicht über das Stadium der archäologischen Entlastungsarbeiten hinausgekommen, dem Minister versicherte man aber, dass in den kommenden Wochen die Bauarbeiten in der Tat beginnen werden. Einige verwaltungstechnische Hürden mussten noch genommen werden, sollen Todini-Vertreter Grindeanu mitgeteilt haben.
Im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn Temeswar – Morawitza/Moravița sagte der Verkehrsminister, dass sich inzwischen die zuständige serbisch-rumänische Kommission erneut getroffen habe und dass mehrere bisher offene Fragen beseitigt werden konnten. Im April soll Grindeanu in Belgrad mit seinem serbischen Amtskollegen eine Übereinkunft über den Bau der Autobahn Temeswar – Belgrad unterschreiben, dann soll eindeutig festgelegt werden, dass es sich um eine Autobahn und nicht um eine Schnellstraße handelt. Im vorigen Jahr habe man in Bukarest unter Verkehrsminister Cătălin Drulă (USR) beschlossen, dass die Straße als vierspurige Schnellstraße zwischen Temeswar und Wojteg/Voiteg und ab Wojteg bis zur serbischen Grenze nur noch als zweispurige Schnellstraße gebaut werden sollte, doch man habe bei dieser Entscheidung den aus Serbien kommenden Verkehr vollständig ignoriert und das Verkehrsaufkommen nur nach lokalen Bedürfnissen bewertet, gab Grindeanu zu verstehen. Er wolle aber, dass eine Autobahn gebaut werde, und keine Schnellstraße, es handele sich um ein wichtiges Projekt für den Kreis Temesch. Mit der serbischen Seite werde man diese Frage endgültig klären und festlegen, dass zwischen Temeswar und der Grenze eine Autobahn gebaut wird.
Ferner müsse der Minister mit Bedauern feststellen, dass sich das Temeswarer Bürgermeisteramt und der Temescher Kreisrat im Zusammenhang mit dem Bau der Temeswarer Westumgehung noch immer nicht geeinigt hätten. Derzeit sei er ein einfacher Beobachter dieses Machtkampfs, er werde aber schon eine Entscheidung treffen. Letztendlich könne die Landesgesellschaft für Verkehrsinfrastruktur CNAIR das Projekt auch selbst umsetzen, aber es wäre schade, wenn sich die Kommunal- und Kreisbehörden nicht einbringen. Wie die ADZ berichtete, soll der Bau der 14 Kilometer langen Westumgehung, die größtenteils auf dem Gebiet der Stadt verlaufen wird, zwar vom Verkehrsministerium finanziert, jedoch von den Lokalbehörden betreut werden, sowohl der Kreisratsvorsitzende Alin Nica als auch Bürgermeister Dominic Fritz erklärten, dass ihre Behörden in der Lage wären, das Projekt zu bewältigen.
Zuletzt äußerte sich Verkehrsminister Grindeanu auch über die Instandsetzung des Temeswarer Hauptbahnhofs. Er forderte das Bürgermeisteramt auf, die Baugenehmigung für die bevorstehende Sanierung zu erteilen und keine Zeit mehr zu vergeuden. Es sei zwar gut, dass bei der Instandsetzung eines auch im Hinblick auf das bevorstehende Kulturhauptstadt-Jahr 2023 wichtigen Infrastrukturobjekts auch die Kommunalbehörden ein Wort mitzureden haben, doch es gehe alles viel zu langsam, sagte Grindeanu. Das Bürgermeisteramt teilte daraufhin mit, dass die Baugenehmigung bereits seit dem 6. Dezember 2021 vorliegt, der Minister sei bedauerlicherweise falsch informiert worden. Am Donnerstag habe die Eisenbahngesellschaft CFR einen Nachtrag eingereicht, weil das Unternehmen inzwischen Änderungen an den genehmigten Plänen vorgenommen habe. Man werde auch diese Änderungen im Eiltempo überprüfen und die entsprechende Genehmigung erlassen, doch dem Beginn der Arbeiten stehe nichts im Wege, hieß es in der Mitteilung der Stadt Temeswar.