Reschitza - 2011 ist gegen den Bürgermeister der Gemeinde Fârliug, Ion Borduz (PNL, Ex-PDL), ein Gerichtsverfahren wegen „Änderung der Bestimmung von EU-Mitteln mit äußerst schweren Folgen und im Wiederholungsfall” eröffnet worden. Das Verfahren haben die Antikorruptionsstaatsanwälte eröffnet, weil der Bürgermeister nicht den für solche Fälle rechtlich vorgeschriebenen Weg gegangen war und weil sie ihm auch „Komplizenschaft bei Fälschungen unter privater Unterschrift” nachgewiesen haben. Vergangenen Freitag, über drei Jahre nach Prozesseröffnung, verkündete das Kreisgericht Karasch-Severin in Reschitza/Reşiţa sein Urteil: drei Jahre Gefängnisstrafe auf Bewährung und unter gerichtlich-polizeilicher Aufsicht, sowie eine Geldstrafe von 20.000 Lei. „Gleichzeitig entzieht ihm die Instanz des Kreisgerichts Karasch-Severin gewisse Bürgerrechte für drei Jahre, doch nicht die Zusatzrechte, das heißt, er kann wählen und und in öffentliche Ämter gewählt werden.”
Cosmin Bolosin, der Reschitzaer Anwalt für schwierige Korruptionsfälle, der auch Borduz verteidigt hat, zeigte sich grundsätzlich zufrieden mit dem Ausgang des Prozesses: „Ich finde, das Urteil ist gründlich und rechtlich vertretbar,” sagte er den Medien. „Aber ich werde mit meinem Mandanten dieser Tage ein Gespräch führen und mit ihm die Lage noch einmal durchsprechen, um abzuwägen, ob es opportun ist, das Urteil beim Temeswarer Berufungsgericht anzufechten. Dazu haben wir zehn Tage Zeit.” Ion Borduz (dessen Fall in der ADZ seinerzeit ausführlich vorgestellt wurde) hat während der gesamten Prozessdauer seine Unschuld in den Hauptanklagepunkten beteuert, vor allem, dass er keinen Cent unterschlagen habe und das er gemacht hat, was der Gemeinderat und die Gemeinde für richtig und für die Gemeinschaft für dringend nötig hielt. Er sei sich keiner Schuld im Sinne von Korruption bewusst, sagte er auch in seinem Schlusswort aus, denn das gesamte EU-Unterstützungsgeld sei auf dem Gemeindegebiet physisch nachprüfbar und in den Akten evident geblieben.
Borduz gehörte zu den engsten Vertrauten und Mitarbeitern des gegenwärtigen Kreisratsvorsitzenden und PNL-Vizepräsidenten Sorin Frunzăverde. Der leidenschaftliche Jäger begann als Kellner und leitete zuletzt das Restaurant im Untergeschoss der Kammer für Handel und Industrie von Reschitza. Zwischen-durch absolvierte er in Herkulesbad/Băile Herculane eine inzwischen aufgelöste private Universität („Hercules”) und gehörte zu den Frunzăverde-Vertrauten, die dieser anlässlich der Kommunalwahlen von 2004 in ihre Herkunftsortschaften schickte, um – meist erfolgreich, etwa wie Borduz in Fârliug, aber u.a. auch in Mehadia und anderen Ortschaften – fürs Bürgermeisteramt zu kandidieren, wodurch sich Frunzăverde im ländlichen Raum verlässliche politische Stützpunkte aufbaute.
Alle, einschließlich die aus ihren Reihen hervorgegangenen Abgeordneten und Senatoren, traten seinerzeit, im Februar 2012, aus der PDL aus und mit Frunzăverde in die PNL ein und wurden bei den Kommunalwahlen vom Juni 2012 und den Parlamentswahlen vom November desselben Jahres wiedergewählt. Ion Borduz, der auch Präsident des Verbands der Schnapsbrenner des Banater Berglands ist, hat sich übrigens in seiner Geburtsortschaft als umsichtiger, wirtschaftlicher und hemdsärmeliger Bürgermeister ausgewiesen und genießt in Fârliug und den eingemeindeten Dörfern des mittleren Pogoniş-Tals einen exzellenten Ruf, zumal er viel und oft mit den Bürgern redet und auf sie zugeht und versucht, soweit dies in seiner Macht und Amtsbefugnis liegt, deren Probleme zu lösen. Borduz ist, laut Zählung der Medien des Banater Berglands, der 18. Bürgermeister des Verwaltungskreises Karasch-Severin (administrativ besteht das Banater Bergland aus acht Städten, 69 Gemeinden und 188 Dörfern und Weilern), der in der laufenden Legislaturperiode gerichtlich und rechtsgültig verurteilt wurde.