Neumoldowa - Alle Städte des Banater Berglands haben Probleme mit dem Nahverkehr, sofern sie so etwas überhaupt noch haben. Orawitza beispielsweise hat keinen öffentlichen Nahverkehr. Bokschan hat 2016 zwei Busse gekauft, aber der Nahverkehr ist dort ein finanzielles Desaster. Die holen als Selbstbetreiber des Nahverkehrs weder die Dieselkosten, noch die Minimallöhne der Fahrer raus. Karansebesch hat Busse durch ein EU-Projekt erworben, aber auch dort ist der öffentliche Nahverkehr ein finanzielles Desaster, auch weil auf Stadtratsbeschluss eine Reihe von Gratisfahrten durchgeführt werden. „Aus Reschitza zieht Ro-a-Tir weg, weil die Stadt den Vertrag mit ihnen nicht verlängert hat, und sie haben noch keine konkrete Ersatzlösung. Und aus Neumoldowa wäre das Nahverkehrsunternehmen längst weg, wenn sie nicht einen Vertrag mit dem Automotive-Hersteller Delphi hätten, der sie über Wasser hält.“ So der Rundblick auf den öffentlichen Nahverkehr im Banater Bergland, den auf der jüngsten außerordentlichen Ratssitzung Bürgermeister Adrian Torma bot.
Die Ratssitzung war auf Antrag von Pavel Cioloca, dem Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs in Neumoldowa, einberufen worden. Cioloca ließ den Ratsherren keinerlei Alternative: entweder sie stimmen für eine Verdoppelung oder, am besten, Vervierfachung der Preise für die Fahrkarten – von einem auf vier, aber mindestens auf zwei Lei – oder er muss den Nahverkehr einstellen. Wohltätigkeitsverkehr könne er sich keinen mehr leisten. Er hätte vor sechs Jahren den Vertrag mit der Stadt abgeschlossen, weil er seinen Mitbürgern entgegenkommen wollte. Wenn inzwischen sein Vertrag mit dem Verkabelungshersteller Delphi nicht wäre, für den er den Berufsverkehr abwickelt, wäre er längst Pleite. Oder fort. Kleinstädte könnten mit sozial verträglichen Preisen keinen Nahverkehr betreiben. Bei einer Verdoppelung der Fahrkartenpreise könnte er kostendeckend fahren, mit vier Lei pro Ticket läge er im Gewinnbereich.
„Seit 2011 sind die Ausgaben für den Nahverkehr enorm gestiegen“, erklärte Cioloca den Ratsherren. „Versicherungen (Preiserhöhungen um 270 Prozent), die periodischen technischen Inspektionen der Fahrzeuge, Klassifizierungskosten für die neuen Fahrzeuge, die wir gebracht haben, dann die Fahrten bis zu den entlegensten Höfen, die zu Neumoldowa gehören, auch wenn keiner mitfahren wollte. Hinzu kommt die Erhöhung des Brutto-Mindestlohns um 216 Prozent, der Treibstoffkosten um real 11 Prozent, der Ersatzteile um durchschnittlich 19 Prozent usw. – all das ergibt nach unseren Berechnungen einen kostendeckenden Einzelticketpreis von 3,87 Lei. Trotzdem könnten wir, für zwei Lei die Fahrkarte, weitermachen.“ Immerhin habe das Rathaus dabei keinerlei Investitionskosten und auch keine sonstigen Ausgaben. Bürgermeister Adrian Torma vermied, dass die Ratsherren sofort, im Anschluss an die Argumentationen, abstimmen: er bat für den Stadtrat eine Bedenkzeit aus. Man wolle sich nach Ostern nochmal zum Thema zusammensetzen.