Hermannstadt - Kann und darf man eine Kultureinrichtung wie ein Unternehmen in der Wirtschaft führen? Man sollte sich an einigen Arbeitsweisen orientieren, meinen Ralph Kendlbacher und Christian Greve. Die beiden versuchen dieser Tage in Hermannstadt/Sibiu, mit fünf Kulturinstitutionen aus Rumänien und Serbien Strategien für die Zukunft zu entwickeln.
„Marktstrategien und Zielgruppenfokussierung für Kulturanbieter“ heißt das Seminar, das bis heute in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) abgehalten wird. Die 15 Teilnehmer kommen von der Akademie selbst, vom Kultur- und Begegnungszentrum „Friedrich Teutsch“, von der Zentralbibliothek der Lucian-Blaga-Universität, vom Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt (DFDH) und dem deutschen humanitären Verein St. Gerhard aus dem serbischen Sombor.
„Es sind oft ähnlich gelagerte Schwierigkeiten“, meint Unternehmensberater Greve zur Motivation der Einrichtungen, am Seminar teilzunehmen. In den Organisationen gäbe es traditionell starke Hierarchien, lange Entscheidungswege, Finanzierungsprobleme und teils einen Mangel an Publikum. An den ersten beiden Tagen versuchten Referenten und Teilnehmer, die jeweilige Situation zu analysieren und Potenziale zu entdecken, die letzten beiden Tage waren für die Arbeit an eigenen Strategien reserviert.
Selbstkritisch meint etwa EAS-Projektmanager Roger Pârvu, das die Akademie ihre Tätigkeit stärker professionalisieren und attraktivere Angebote müsse, beispielsweise für Jugendliche und junge Erwachsene. Riana Bucşa von der Universitätsbibliothek hofft, neue Ideen für die Arbeit mitzunehmen. Eine stärkere Spezialisierung was die Ansprache von Zielgruppen angeht, fände Winfried Ziegler vom Hermannstädter Forum hilfreich.
Referent Greve erwartet keine Wunder. Die Teilnehmer sollen für den Alltag „geöffnet“ werden und ein wenig mehr „vom Kunden her denken“. Kollege Kendlbacher ergänzt, das man in erster Linie Kommunikationsprozesse in Gang setzen wolle. Mit etwas Glück entwickeln die Teilnehmer am Ende Strategien, mit deren Hilfe sie die Arbeit ihrer Institution verbessern können.
Das Seminar wird von der EAS organisiert mit finanzieller Unterstützung des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa).