Hermannstadt - Die evangelische Stadtpfarrkirche nimmt man als Hermannstädter von vielen Orten in der Stadt wahr, sie ist das Wahrzeichen der Stadt. Der die Kirche umgebende Huet-Platz/Piaţa Huet liegt im Wortsinne in ihrem Schatten, für gewöhnlich durchschreitet man ihn schnellen Schrittes, ohne ihm besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Das Leben in der Hermannstädter Innenstadt spielt sich auf den benachbarten Plätzen ab, dem Kleinen und dem Großen Ring.
An diesem Wochenende aber zog es Passanten und Touristen einmal doch zum Flanieren auf den Platz, wo zum zweiten Mal das Festival „Huet.Urban. goes baroc“ veranstaltet wurde. Die Autos waren vom sonst als Parkplatz genutzten Platz verbannt. An ihrer Stelle bauten Händler ihre Stände auf. Kinder spielten im Schatten der Bäume. Die Betreiber der Cafés hatten Tische und Stühle auf die Rückseite ihrer Lokale vom Kleinen Ring/Piaţa Mică gestellt. Theaterspieler und Musiker boten Kunst und Unterhaltung.
„Wir wollen den Platz als Platz in das Bewusstsein der Hermannstädter bringen“, meinte Michael Engel von der Stiftung Heritas am Rande des Festivals. Die Stiftung organisierte die Veranstaltung in diesem Jahr zum zweiten Mal. Wieder taten sich die Nachbarn am Platz zusammen, neben der Stiftung die evangelische Stadtpfarrgemeinde, das Brukenthal-Gymnasium, die Wandergesellen, das Astra-Museum sowie die Betreiber der umliegenden Cafés.
Die Organisatoren warteten mit einem Programm für ganz unterschiedliche Geschmäcker auf. Die Käse-, Wurst- und Honighändler des freitäglichen Biomarktes gehören mittlerweile schon zum Bild des Huet-Platzes, sie standen an der Ostseite des Platzes. Dazu gesellten sichjunge Designer mit farbenfrohen Kleidern und selbstgefertigtem Schmuck. Weiter in Richtung Lügenbrücke gab es von freiwilligen Helfern betreute Stände, an denen Kinder sich bemalen lassen konnten, Bilderrahmen bastelten oder die Haare frisiert bekamen. Beliebte Fotomotive waren der Schmied vor dem Gästehaus der Kirche sowie die zwei Wandergesellen, die vor der Gesellenherberge an der Sagstiege arbeiteten.
Die evangelische Kirchengemeinde nutzte den Bauzaun auf dem Schulhof, um über die Geschichte der Stadtpfarrkirche und die derzeit laufenden Sanierungsarbeiten zu informieren. Außerdem informierte Cornelia Feyer, Geschäftsführerin der Brukenthal-Stiftung über die Entwicklungen der Brukenthal´schen Sommerresidenz in Freck/Avrig. In der Sakristei lud zudem Ursula Philippi zur „Musik aus der Stille“.
Der in diesem Jahr in Hermannstadt allgegenwärtige Barock fehlte auch am Huet-Platz nicht: Der im Vorfeld groß beworbene Barockball in der Aula des Brukenthal-Gymnasiums erfüllte nicht die Erwartungen der Organisatoren. Die Brukenthal-Schüler versuchten sich ebenfalls im Barock und zeigten an beiden Tagen entsprechende Tänze, neben den siebenbürgisch-sächsischen Tänzen, für die man sie kennt.
Rund 300 meist jugendliche Besucher kamen zu den drei Konzerten zum Abschluss des Festivals. Organisator Engel zeigte sich jedenfalls zufrieden mit der diesjährigen Veranstaltung: „Ich finde die Atmosphäre, die in den zwei Tagen entstanden, einfach gut“.