Karlsburg - Zwei rumänische Schülerinnen von der Sf. Iosif-Schule in Karlsburg/Alba Iulia – Phoebe Müller und Alma Todescu – verbrachten die vergangene Woche in Brandenburg. Sie begrüßten in acht Vorträgen 272 Gäste und machten diese durch ihre „Geschichten mit Biss“ mit Siebenbürgen – gestern und heute – bekannt. Sie stellten Fragen und gaben Antworten: „Was fällt Ihnen und Euch als Erstes zu Rumänien ein? Dracula? Zigeuner? Ein Diktator Namens Ceauşescu? Dunkle Wälder? Bären? Wölfe? Wer mit solchen Stereotypen im Kopf unser Land bereist, den erwartet ein Kulturschock. Rund um den Karpatenbogen stehen eben nicht an jeder Ecke in Nebel gehüllte Gruselschlösser und unsere Bauern gehen auch nicht mit Holzpflöcken bewaffnet und Knoblauchgirlanden behangen zur Nachtruhe.“
Zunächst führten die Schülerinnen ihre Zuhörer „zu“ Dracula und erzählten so manches Erstaunliche über Vampire und den damit verbundenen Volksglauben. Dann ging die Reise weiter zum ersten Toleranzedikt Europas (1568, Thorenburg), zum Leben mit „europäischen“ Werten in Siebenbürgen seit Jahrhunderten. Die Schülerinnen stellten in ihrem Vortrag Fragen der Toleranz in Vergangenheit und Gegenwart in den Mittelpunkt. Sie beschrieben das heutige Siebenbürgen und Rumänien in ihrer ganzen bunten Vielfalt: mit Worten, in Bildern und durch viel Musik. Bei den begeisternden Darstellungen wurden auch Probleme nicht ausgespart. Das Leben der Roma in Rumänien und der Umgang mit ihnen wurden von den Zuhörern interessiert aufgenommen und diskutiert. Es ging im Vortrag auch um Bildung – „Bildung ist Freiheit“ – und um die deutsche Minderheit in Rumänien, um deutschsprachige Schulen und um den deutschsprachigen rumänischen Präsidenten Klaus Werner Johannes.
Eine Bereicherung der Veranstaltung in der Stadt Wittstock war die Teilnahme der Gesandten und Stellvertreterin des Botschafters von Rumänien in Deutschland, Frau Adriana St²nescu. Sie nahm die Möglichkeit vor Schülern zu sprechen zum Anlass, um auch ihrerseits die Vorzüge Rumäniens entgegen der noch vielfach vorhandenen Vorurteile zur Sprache zu bringen. Begegnungen unter Jugendlichen aus Deutschland und Rumänien sind auch für sie eine große Chance, dass sich die Menschen aus den Regionen Europas besser kennenlernen. Sie hob die bestehende Partnerschaft zwischen der Region Zentrum in Rumänien und Brandenburg als ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit europäischer Regionen Europas hervor. Im Anschluss an den Vortrag gab es Diskussionen, die zeigten, dass wir viel voneinander lernen können. Und so entschloss sich eine Schulklasse spontan, im nächsten Jahr ihre Abschlussfahrt nach Siebenbürgen zu machen.
Matthias Krauss