Temeswar (ADZ) – Die Wirtschaftskennziffern der Westregion zeigen nach oben: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt über dem Landesdurchschnitt und nähert sich der Marke von 75 Prozent des EU-Durchschnitts. Doch die Zahlen könnten ein trügerisches Bild liefern, warnt Sorin Maxim, Generaldirektor der Regionalentwicklungsagentur der Westregion. Der Anstieg sei nicht automatisch Ausdruck einer kräftigeren Wirtschaft, sondern in Teilen eine Folge sinkender Einwohnerzahlen. Besonders deutlich sei die Entwicklung in den Kreisen Karasch-Severin und Hunedoara. Dort ist die Bevölkerung laut Analysen der Agentur um mehr als fünf Prozent zurückgegangen; landesweit liege der Rückgang bei 1,6 Prozent. Weil das BIP pro Kopf berechnet wird, kann die Kennziffer bei schrumpfender Bevölkerung steigen, auch wenn sich die wirtschaftliche Realität kaum verbessert. Maxim spricht von einer „künstlichen“ Dynamik, die bei der Einstufung der Region berücksichtigt werden müsse.
Mit Blick auf den nächsten EU-Finanzrahmen 2028 bis 2034 befürchtet die Agentur Folgen für die Förderung. Überschreitet die Region die 75-Prozent-Schwelle dauerhaft, könnte sie ihren Status als Konvergenzregion verlieren und als Übergangsregion eingestuft werden. Das würde weniger EU-Mittel oder eine höhere nationale Kofinanzierung bedeuten. Die Regionalentwicklungsagentur sei deshalb bereits im Dialog mit der Europäischen Kommission. Eine Entscheidung wird im kommenden Jahr erwartet.
Gleichzeitig verweist die Agentur auf Fortschritte bei der Mittelverwendung. Die angestrebte Absorption europäischer Gelder wurde zuletzt deutlich übertroffen: Statt 129 Millionen Euro wurden rund 191,41 Millionen Euro investiert. Im Rahmen des Programms Regional West gingen mehr als 600 Projekte mit einem Gesamtvolumen von knapp 1,3 Milliarden Euro ein; für etwa die Hälfte wurden bereits Finanzierungsverträge mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen von über 880 Millionen Euro unterzeichnet. Zu den laufenden Vorhaben zählen unter anderem Modernisierungen von Kreisstraßen, neue Straßenbahnen in Arad, Radwege und Promenaden etwa in Reschitza sowie Stadtentwicklungsprojekte in Temeswar und anderen Orten. Seit diesem Jahr können Bürger zudem über eine digitale Plattform auf vest.ro den Stand von derzeit fast 200 Projekten verfolgen, deren förderfähiges Volumen bei über 760 Millionen Euro liegt.




