Obwohl uns noch mindestens zehn Monate von den zusammengelegten Wahlen trennen, haben in Kronstadt/Braşov die Lokalvertreter der Oppositionsparteien schon die ersten Angriffe gegen das Bürgermeisteramt, stellvertretend für das Regierungsbündnis, gestartet. Dass gegenseitige Angriffe zwischen Regierung und Opposition – und umgekehrt – keine Neuigkeit sind, ist jedem bekannt, doch diesmal scheint sich eine Wende abzuzeichnen.
In Anlehnung an die „Sieben Weltwunder der Antike“ stellte die Opposition eine Liste von vorläufig drei „Wundern Kronstadts“ zusammen, welche vom Bürgermeister George Scripcaru (PDL) in zwei Wahlkampagnen den Kronstädtern versprochen worden sind und nicht in Erfüllung gingen.
Das erste Wunder ist eine Langstreckenseilbahn, welche Kronstadt mit der 15 Kilometer entfernten Schulerau/Poiana Braşov verbinden sollte. Das Versprechen dieses Projekt durchzuführen, wurde 2005 gemacht. Es gibt dafür sogar einen Entwurf samt Kostenberechnung, welche dem Ministerium für Tourismus vorgelegt wurde. Nach zweifacher Verlegung der Talstation, von dem Hauptbahnhof in die Nähe des zukünftigen Sportstadions und von dort wiederum an eine „noch zu bestimmende Stelle“ gab es eine Ausgabenersparnis – auf dem Papier – von mehreren Millionen Euro und eine Fertigstellungsfrist: Sommer 2012. Vorläufig wurde jedoch nicht einmal die Machbarkeitsstudie erstellt.
Das zweite Wunder sollte die exklusivste und nobelste Ski- und Wintersportanlage des Landes werden, mit 5.000 Unterkunftsplätzen und 120 Kilometer Pisten. Erstellt werden sollte diese bei „Muntele Calilor“, in der Nähe des Ciucaş-Massivs an der Grenze zwischen den Kreisen Kronstadt und Prahova. Außer einem drastischen Anstieg der Grundstückpreise in diesem Gebiet hat sich bis dato in dieser Hinsicht nichts getan.
Das dritte und letzte Wunder für Kronstadt hätte ein neues Sportstadion von europäischem Ausmaß werden sollen, welches auf dem Platz des inzwischen halb abgetragenen städtischen Stadions entstehen sollte. Die Anlage sollte schon 2010 in Betrieb genommen werden und 25.000 überdachte Sitzplätze, Flutlichtanlage und beheizte Spielfläche aufweisen. Das Versprechen wurde im Sommer 2008 gemacht, als auch die Baustelle feierlich eröffnet worden ist. Und Baustelle ist es heute, denn der Abriss wurde nur teilweise durchgeführt, geschweige denn abgeschlossen.
Rhetorisch fragen die Oppositionsvertreter nun, mit welchen Versprechungen 2012 zu rechnen sei, da eine Wiederaufnahme der alten Projekte wohl eher peinlich ist. Damit gibt es – für Kronstadt – eine Wende in der Lokalpolitik, da bisher kein lokaler Wahlkampf damit eingeleitet wurde, dass man den amtierenden politischen Vertretern die eigenen Versprechungen wie in einem Spiegel vorhält. Ob es was nützen wird?