Waldhütten, ein Dörfchen mit Zukunft

Der Brunch sollte etwas Besonderes werden

Karin Crişan, die gute Seele der Kirchenburg

Lokale Köstlichkeiten wurden aufgetragen

Die Tische standen im Kühlen, es ging gemütlich zu
Fotos Cristian Sencovici

Hermannstadt - Der letzte Transilvanian Brunch in Waldhütten sollte etwas Besonderes werden, und er wurde es auch. Zwanzig Frauen aus der rumänischen und der Roma-Nachbarschaft hatten ihre besten Rezepte herausgesucht, hatten gekocht und gebacken. Als die ersten Gäste eintrafen, war alles bereit! Die malerische Kirchenburg inmitten des Dorfes war festlich hergerichtet: mächtige Blumensträuße belebten alle Ecken und Enden, mit Läufern bedeckte Heuballen an den Ringmauern luden zum Sitzen ein, bunte handgewebte Teppiche an den Mauern waren gesuchte Fotomotive. Auf den Ständen reihten sich lokale kulinarische Köstlichkeiten: Salatsuppe mit Speck, Knoblauch und Essig gewürzt, Pfefferkrautsuppe mit Fleisch- und Kartoffelwürfeln, aber auch Zwiebeltokana mit Bulsknödeln, eine alte, lokale Spezialität, fanden ihre Anhänger. Lammbraten im Kessel und Salate aller Art ergänzten das Angebot. Und bei den Kuchen hatte jede Nachbarschaft ihr Sonderangebot: ob süße Hanklich mit Rahm und Zucker, auf sächsische Art, oder andere mit Äpfeln, Zwiebeln und Kraut gefüllt, auf rumänische Art - jeder Kuchen wurde ausprobiert. Bis zuletzt trafen sich rund 150 Gäste im kühlen Schatten des Burghofs. Sie kamen aus den benachbarten Gemeinden, aus Mediasch, Schäßburg und Klausenburg, doch auch die Senioren eines Altenheims von Kronstadt und sogar ein Bukarester waren dabei. Auch Ausländer hatten sich her verirrt und zwar aus Österreich, der Schweiz und Holland. Sie lernten ein weiteres Baudenkmal der Siebenbürger Sachsen kennen, erfreuten sich an rumänischen Volkstänzen der Kinder und bewunderten die fleißigen Frauen. Bis zum Abend waren die schönen Teppiche von der Ringmauer verkauft...

Im Gegensatz zu den meist auf Berghängen stehenden Kirchenburgen liegt in Waldhütten die Saalkirche mit ihrem hohen turmbewehrten Bering (14. Jh.) unten im Talgrund an der Hauptstraße und ist von ganz besonderem Reiz. Obwohl nur wenig bekannt, hat auch dieses Baudenkmal seine Liebhaber, und ihre Zahl vergrößert sich von Jahr zu Jahr. Auch dank des Holländers Marco, der hier mit seiner Familie seit 17 Jahren lebt und immer mehr Anhänger für seinen Natur-Tourismus findet. Wandern, Radfahren und Autotouren stehen auf seinem Programm. Auch Schweizer Gäste kommen oft vorbei, um ihre Landsmännin Monika Bodmer zu besuchen, die hier vorbildliche Sozialarbeit mit Kindern leistet. Doch auch die Kirchenburg kann ständig besichtigt werden, denn eine sächsische Familie lebt noch am Ort. Karin Crişan, mit Gatte, zwei Mädeln und der 88jährigen Oma ist hier gern zu Hause. Sie arbeitet als Erzieherin im Kindergarten, doch die Kirchenburg liegt ihr besonders am Herzen. Ihre Telefonnummer steht am Haupteingang zur Kirche und in 5 Minuten ist sie da und stellt gekonnt ihre Burg vor. Der neue Bürgermeister und seine Frau machen gerne mit und wollen ihr Dorf aus dem Dornröschenschlaf wecken. Bald werden Gästezimmer bereit stehen und nicht nur. Sie haben viele Pläne! Und seit die neue Leitung der HOG in Deutschland ihr Dörfchen wieder ins Herz geschlossen hat, kann man nur hoffen. Waldhütten ist viel mehr als eine Hütte im Wald!