Wanderausstellung auch in Brüssel

Vertreter und Freunde der Rumäniendeutschen folgten der Einladung von Siegfried Mureşan

Vor der Ausstellungseröffnung nahm sich der Europaabgeordnete Zeit für ein persönliches Gespräch mit den Mitgliedern der rumänischen Delegation. Foto: Vlad Popa

Brüssel - Die Eröffnung der Wanderausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien – Geschichte und Gegenwart im vereinten Europa“ fand vergangenen Mittwoch, auf Initiative des Europaabgeordneten Siegfried Mure{an und mit der Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), im Europäischen Parlament in Brüssel/Belgien statt. Den Feierlichkeiten wohnten zahlreiche Abgeordnete, Mitarbeiter und Gäste des Europäischen Parlaments, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Cord Meier-Klodt, der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr und der DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa, der Vorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Deutschland, Peter-Dietmar Leber, der stellvertretende Vorsitzende des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Rainer Lehni, der Vorsitzende der FUEN Vincze Loránt sowie der Vorsitzende der AGDM und des VdG, Bernard Gaida, aber auch der Kronstädter Bachchor sowie eine zahlenstarke Tanzgruppe und die Blaskapelle der Banater Rosmarein Temeswar. Besondere Gäste waren auch drei Schülergruppen der Lyzeen „Nikolaus Lenau“ aus Temeswar, „Johannes Honterus“ aus Kronstadt/Braşov sowie „Samuel v. Brukenthal“ aus Hermannstadt/Sibiu, die sich die Teilnahme im Rahmen des zweitägigen Aufenthaltes in Brüssel anlässlich eines Video-Wettbewerbs zum Thema „Dein Europa“ erkämpft hatten.


Ein Grußwort und eine kleine Einführung in die Geschichte der deutschen Minderheit in Rumänien bot der Europaabgeordnete Siegfried Mureşan, der auch erklärte, dass „vor allem heuer, anlässlich der Hundertjahrfeier sich eine gute Gelegenheit anbietet, den Beitrag der deutschen Minderheit in Rumänien zur Großen Vereinigung zu würdigen und über die Vergangenheit und die Zukunft der deutschen Minderheit in Rumänien zu reflektieren.“ In diesem Sinn sprach der Europaabgeordnete auch die bevorstehende, erstmalige EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens 2019 an, „eine gute Gelegenheit, Rumänien auf die Karte der Europäischen Union zu setzen und die europäische Agenda zu beeinflussen. Die gute Nachricht dabei ist, dass während der Rumänischen Präsidentschaft, am 9. Mai 2019, eine gemeinsame Sitzung der europäischen Staatspräsidenten und Regierungschefs in Hermannstadt stattfinden wird und mithilfe dieser Ausstellung wollen wir, unter anderem, Hermannstadt als europäische Stadt vorstellen.“ Sein Bedauern sprach Siegfried Mureşan der kurzfristigen Absage des Vorsitzenden der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, gegenüber aus, dessen Teilnahme im Lichte der Vorbereitungen der EU-Ratssitzung von Donnerstag und der Veranstaltung einer außerordentlichen Sitzung der Staatschefs am Sonntag zum Thema der Migration leider nicht mehr möglich war.


Der Botschafter Cord Meier-Klodt sprach seine Freude aus, anlässlich der Ausstellungseröffnung zugegen zu sein und eine Herzenssache, nämlich die Sorge um die deutsche Minderheit einmal in der europäischen Kapitale vorstellen zu dürfen. „Der aktuelle zeitliche Kontext ist ein idealer Anlass und Zeitpunkt, um das Rumänien zu zeigen, das von Anbeginn seiner Existenz ein modernes Rumänien war, das genau wie die Europäische Union, die Einheit in der Vielfalt seiner 20 autochthonen Minderheiten zeigte, es war eine kleine EU vor ihrer Zeit und das bei diesem Anlass herauszustellen, ehrt das Land“, so Cord Meier-Klodt. „In Zahlen ist die deutsche Minderheit nur noch ein Bruchteil dessen, was sie einmal war, aber ihr Erbe ist omnipräsent und lebt weiter. Die großen Wirtschaftszentren, die Kernpunkt auch des deutschen Wirtschaftsengagements sind, sind da, weil es dort auch eine deutsche Kultur gab. Die deutschen Schulen und die deutschsprachigen Universitätsstudiengänge sind gefragt, die duale Berufsausbildung fasst langsam Fuß und das Kulturerbe wird gepflegt. Insgesamt besteht in meinem Gastland eine Nachfrage nach deutschen und europäischen Werten und diese verkörpert eben auch das Erbe der deutschen Minderheit“, so der Botschafter weiter.


Der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr sprach seine Freude aus, die Ausstellung zum 12. Mal zu eröffnen und beschrieb den Augenblick als Höhepunkt der bislang bereisten Ausstellungsorte. „Hier, in Brüssel“, so Dr. Porr „wollen wir die Tatsache hervorheben, dass die europäische Idee des friedlichen, interethnischen und interkonfessionellen Zusammenlebens Jahrhunderte überdauert hat. Heutzutage hat unsere Minderheit zahlenmäßig abgenommen, sodass wir nur noch als Katalysator agieren können; die Wahl von Klaus Johannis zum rumänischen Präsidenten ist das beste Beispiel hierfür. Unsere Minderheit erfüllt jedoch auch eine Brückenfunktion zwischen Rumänien und den deutschsprachigen Ländern in Zentraleuropa und jeder deutschsprachige Politiker sagt dies, wenn er oder sie über uns spricht. Für manche mag es nur ein Slogan sein, aber wir versuchen, diese Worte mit Leben zu füllen“, so der DFDR-Vorsitzende.


Im Anschluss hatten die Gäste die Möglichkeit, sich beim Michelsberger Hanklich der Familie Henning aber auch anderen traditionellen Speisen und Getränken kennenzulernen und auszutauschen und, nicht zuletzt, die Ausstellung zu besuchen.