Reschitza/Bozovici – Radu Trifan, der charismatische und ideenreiche Gründer und Leiter des Vereins „Acasă în Banat“/„Im Banat daheim“ weilt dieser Tage mit seinem Kernteam und mit Vertretern des Hermannstädter „Astra“-Museums (das einzige Museum Rumäniens, das sich mit Wassermühlen beschäftigt) in der Gemeinde Eftimie Murgu/Rudăria. In Vorbereitung ist ein neues Buch zum Thema Wassermühlen des Banater Berglands: die Aufnahme von Erzählungen der Einheimischen über die Geschichte von einzelnen unter den weit mehr als einem Dutzend noch in Betrieb befindlichen Maismühlen des Rudăria-Tals, eingebunden in eine komplexere Bestandsaufnahme auch rund um die Lebensweise der Bewohner des Raums des Alm˛j-Tals bis hin zu den Ess- und Trinkgewohnheiten hier.
Die ethnologische Bestandsaufnahme geschieht mit Hilfe der Senioren der Ortschaft und in der gemeinsamen Koordination des Gemeindehauses, von „Acasă în Banat“ und der Vertreter des „Astra“-Freilichtmuseums im Hermannstädter Jungen Wald. Untergebracht sind die Freiwilligen und Forscher bei den Gemeindebewohnern, die sie auch bekochen – immer mit Ortsspezifischem und jeweils reihum. Dabei werden auch Artefakte und Dokumente (etwa alte Fotos, Besitzurkunden, Bauskizzen für Wassermühlen, Grundbuchauszüge usw.) gesammelt und entweder erworben oder kopiert. Alles aufgrund der Feststellung von Radu Trifan anlässlich früherer Besuche: „Rud˛ria/Eftimie Murgu ist eine Ortschaft, die noch über einen äußerst reichen Fundus an ethnologisch-ethnographischen Kostbarkeiten verfügt, die es gilt, zu retten und in einem Buch zu bündeln.“
Die wertvollsten Informationen sammle man in der Regel, wenn man die Senioren des Dorfes zuhause in aller Ruhe besucht. Doch kämen sie gerne auch ins Rathaus, zum Erzählen, denn man habe inzwischen ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. So komme man zu vielen Details über jede einzelne der Mühlen, aber auch zur Geschichte des Dorfes, sozusagen: Ortsgeschichte aus erster Hand, aus der Sicht des Erlebenden, des „kleinen Mannes“, wie ihn die französische Geschichtsschreibung vor Jahrzehnten definierte. U.a. habe man bereits erfahren, dass es neben den fast zwei Dutzend Wassermühlen, die heute noch im Rud˛ria-Tal in Betrieb sind, weitere zehn („und darüber hinaus noch zwei“) gegeben habe, die heute nicht mehr existieren.
„Wir haben in der Ortschaft eine Art `Hauptquartier` aufgeschlagen, mit dem Zentrum im Rathaus“, erzählte Radu Trifan. „Von hier aus erforschen wir in allen Details nochmal die vorhandenen Wassermühlen, lassen uns aber diesmal direkt von den jeweiligen Betreibern und Besitzern führen. Dabei kommt vieles heraus, was uns bislang unbekannt war. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es noch so viel Unentdecktes, selbst den Fachleuten Unbekanntes rund um die Wassermühlen und die Dorfgeschichte gibt – alles aus der Perspektive derer, die sie erleben. Hier ist es jetzt so, dass wir nur das Thema Mühlen ansprechen müssen, und schon öffnen sich die Koffer voller Geschichten und Erinnerungen – sämtlich getragen von wahrer Liebe zum Dorf, wo diese Menschen – unsere Gewährsleute – ein Leben lang gelebt haben.“