Hermannstadt - Ein Querschnitt durch die Musikgeschichte vom Barock bis hin zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde vom Duo-Ensemble L´Armonioso dargeboten, welches am Samstagabend im Spiegelsaal des gastgebenden Deutschen Forum in Hermannstadt/Sibiu, auf Einladung des örtlichen Deutschen Kulturzentrums, ein weihnachtlich-winterlich inspiriertes Konzert gab. Die junge Leipziger Mezzosopranistin Victoria Knobloch, begleitet von dem aus Minsk/Weißrussland stammenden Gitarristen Jan Skryhan, zeigte eine beachtliche Gesangsleistung durch alle im Konzertprogramm vertretenen Stilepochen hindurch.
Leider musste sich das Publikum gedulden, ehe zu Beginn zwei Arien von Georg Friedrich Händel erklangen, in denen die korpulente, auf die Oper zugeschnittene Stimme von Victoria Knobloch von Vorteil war. Ein Missgeschick, das auf die Begrüßung durch Alexandra Munteanu, die Kulturreferentin des Deutschen Kulturzentrums, und eine zusätzliche Moderation seitens der auftretenden Sängerin folgte, wodurch die Neugier aller Anwesenden unnötig auf die Folter gespannt wurde. Viel günstiger wäre es gewesen, die Zuhörenden allein durch Gesang zu begrüßen und nach dem ersten Programmpunkt einen Moment zu nutzen, um dem Publikum die eigenen Reise-Eindrücke zu vermitteln und einen Ausblick auf die folgenden Lieder zu geben.
Nach einer sehr sonoren Variante von „O du fröhliche“ gönnte sich Victoria Knobloch eine Pause. Jan Skryhan, der mit klassischer Gitarre angereist war, spielte Augustin Barrios´ (1885-1944) „La utima cancion“ und demonstrierte, dass auch eine akustisch unverstärkte Gitarre viel Klang erzeugt. Es folgten das „Ständchen“ und vier Lieder aus der „Winterreise“ von Franz Schubert. Dem Anspruch des Wiener Lied-“Dichters“ wurden die Sängerin und der Gitarrist nur bedingt gerecht. Eine Aufführung der „Winterreise“ mit der bescheideneren Gitarre anstatt dem vielseitigen Klavier ist ohnehin bedenklich. Dazu kam der in der Lautstärke oft überbordende Gesang von Victoria Knobloch, der ein klangliches Gegengewicht gebraucht hätte, was die klassische Gitarre nicht zu leisten in der Lage ist.
Überhaupt ist Stimmgewalt bei Schubert nur manchmal und selbst dann sehr vorsichtig zu gebrauchen, hingegen ist die Aussprache und Auslegung des Textes der bestimmende Faktor einer Lied-Interpretation. Zu kurz kam er in der aufgeführten Fassung des Duos „L`Armonioso“.
In den nachfolgenden Liedern von Manuel de Falla (1876-1946) und Federico Garcia Lorca (1898-1936) waren sowohl die Sängerin als auch der Gitarrist in ihrem Element. Das spanische Flair der zweiten Konzerthälfte wurde vom Publikum anerkennend mit Applaus bedacht. Im Rundfunk ist derartiger Gesang tagtäglich zu hören, live ist er aber noch um ein Vielfaches eindrücklicher.