Bogeschdorf - Bogeschdorfer Wein war unter Kennern einst begehrt. Seit Jahren jedoch liegen die hiesigen Weinberge brach. Ein ausgewanderter Bogeschorfer Sachse versucht nun, den Weinbau wiederzubeleben. Am vergangenen Freitag lud Helmuth Gaber zur Einweihung des kürzlich gepflanzten Jungfeldes.
Der 4,5 Hektar große Weinberg liegt auf dem unteren Pfaffenstück etwa zwei Kilometer südöstlich vom Dorfkern. Gepflanzt wurden 13.500 Setzlinge „Königsast“ bzw. Feteasca Regală und 9000 Setzlinge Grauburgunder, wie Gaber der kleinen Runde erklärte. Gekommen waren der Bürgermeister von Bogeschdorf/Băgaciu, Ioan Aldea, Direktor Ioan Tet von der Agentur für Zahlungen und Interventionen in der Landwirtschaft Mureş (APIA) und Direktor Liviu Timar von der Kreisdirektion Mureş für Landwirtschaft (DADR).
„Bogeschdorf ist ein Weindorf, Bogeschdorf hat eine jahrhundertelange Tradition, da haben wir natürlich angedockt“, sagte Gaber. Gemeinsam mit seinem Partner Reinhard Horstmann gründete er die Firma SC Valea Verde SRL, die mittlerweile elf Mitarbeiter beschäftigt. Betriebsleiter vor Ort ist der gebürtige Bogeschdorfer Harald Sălcianu. In der Verantwortung des jungen Lebensmitteltechnikers liegt die geplante Ausweitung der Pflanzung. Bis 2017 soll die Weinfläche auf bis zu 40 Hektar anwachsen. Für 2012 plant Gaber die Wiederbepflanzung von 8,7 Hektar auf dem Südhang. Der erste Wein soll 2015 gekeltert werden.
Die in diesem Jahr gesetzten Burgunder-Reben stammen aus der deutschen Rebschule Antes, der Königsast aus der Rebschule Murfatlar. „Es wird weitergehen mit Chardonnay und mit Rheinriesling“, informierte Gaber. Bereits gepflanzt ist ein Testfeld mit Rheinriesling, Bacchus, Kerner und Regent.
Bislang investierten Gaber und sein Partner über eine halbe Million Euro in das Projekt, alles aus eigener Tasche. Etwa 400.000 Euro flossen in den Ankauf von 178 Hektar Boden und den Ausbau des Firmensitzes und Wirtschaftshofes im ehemaligen Reinarth-Hof in der Nummer 101. Die Ausgaben für Pflanzung und Maschinen schätzt Gaber auf 172.000 Euro. Der 48-Jährige hofft mit Blick auf die Pflanzkosten von 32.000 Euro pro Hektar, das er einen Teil, geschätzte 13.000 Euro, durch Fördermittel der Europäischen Union decken kann. Bis 2015 möchte Gaber eine eigene Kellerei errichten. Die Kosten hierfür schätzt er auf 2,7 Millionen Euro. Eine Weinkellerei mitten im Dorf ist sein Ziel, mit Weinausschank und Verkostungen nach italienischem oder französischem Vorbild.
Man habe nichts dem Zufall überlassen, so der in Bremen lebende Kaufmann. Mit Hilfe der aus Siebenbürgen stammenden Weinbauexperten Dr. Georg Binder und Dr. Karl Müller sowie der Forschungsanstalt Geisenheim und der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veits-Höchheim wurden die heute gültigen technischen Standards und die Trends im Weinbau sowie der Weinvermarktung geklärt.
„Wir produzieren einen Wein in Siebenbürgen, der für den europäischen und internationalen Markt ausgerichtet ist.“ Einen Schwerpunkt werde der deutschsprachige Raum darstellen. „Und wir wollen ganz am Anfang versuchen, auch die Bindung zu den in der ganzen Welt verteilten Siebenbürger Sachsen aufzunehmen, damit sie einen Teil ihrer Heimat durch diesen Wein, der auch durch die Namensgebung über den Königsboden eine bestimmte Bedeutung hat, wiederfinden.“ Vermarktet werden soll der Wein soll unter den Namen „Terra Regis“. Angestrebt ist eine Positionierung im Premiumsegment.