Temeswar - Vor mehr als einem Monat wurde in Temeswar/Timişoara die Geschichte von Lorand Bloch bekannt gemacht. Der Temeswarer Jude wurde vom Nazi-Regime verfolgt und starb wegen Zwangsarbeit in Păuliş. Seine Geschichte kam durch das Projekt „Eine andere Geschichte“ ans Licht und soll nun für immer der Öffentlichkeit bekannt sein, denn in Temeswar wurde die erste Gedenktafel verlegt. Der sogenannte „Stolperstein“ zum Gedenken der Naziopfer ist nun an der Pia]a-Romanilor-Straße in der Temeswarer Fabrikstadt, vor dem letzten Wohnsitz des Opfers, zu finden. Für die Verlegung des ersten Stolpersteins in Rumänien, kam damals der deutsche Künstler und Initiator des Stolpersteinprojekts, Gunter Demnig, nach Temeswar.
Nun soll der Künstler sechs weitere solche Stolpersteine in Rumänien verlegen. Die Verlegung wird demnächst im nördlichen Teil von Siebenbürgen in der Ortschaft Porţ aus dem Verwaltungskreis Sălaj stattfinden. Eva Mozes, Zeitzeugin und Überlebende des Holocaust, wird Anfang kommender Woche in ihre Heimat zurückkehren. Familie Mozes war die einzige jüdische Familie des Dorfes Porţ. 1944, im Alter von zehn Jahren wurde Eva zusammen mit ihrer ganzen Familie nach Auschwitz deportiert. Ihre Eltern und die zwei älteren Schwestern starben in den Gaskammern.
Die nun 80-jährige Überlebende des Holocaust wurde zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Miriam von Josef Mengele für Experimente in der Zwillingsforschung missbraucht. Beide überlebten aber die grausamen Experimente und kehrten nach dem Krieg nach Rumänien zurück. 1950 übersiedelten sie nach Israel und traten später der israelischen Armee bei. Den Amerikaner Michael Kor, ebenfalls ein Überlebender der Konzentrationslager, heiratete Eva Mozes 1960 und zog nach Terre Haute in Indiana, wo sie noch heute lebt. Kor gründete die Children of Auschwitz-Nazi’s Deadly Lab Experiments Survivors (C.A.N.D.L.E.S.) und konnte bisher 122 Überlebende der Zwillingsexperimente ausfindig machen.
Nun möchte die Holocaust-Überlebende an ihre Familie in Rumänien erinnern. Sechs Messingtafeln werden ab Anfang der kommenden Woche an die sechs Mitglieder ihrer Familie erinnern: Alexander Mozes (Vater), Jaffa Mozes (Mutter), die beiden Schwestern Aliz und Edit, ihre Zwillingsschwester Miriam und eine Gedenktafel für sich selbst. All diese sollen darauf hinweisen, dass hier einmal Juden gelebt und verfolgt wurden, und dass sie im Holocaust ums Leben gekommen sind. Die Stolpersteine werden vor dem ehemaligen Haus von Familie Mozes in Por] verlegt.